Bodenschutzpreis NRW: Sanierung von Altlasten schafft mehr Lebens- und Arbeitsqualität
Um das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung des Bodenschutzes und der Flächensparsamkeit in dicht besiedelten Gebieten zu erhöhen, haben das Umwelt- und Verkehrsministerium sowie der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) am 14. September den Bodenschutzpreis NRW zum fünften Mal vergeben.
Auszeichnung für Neunutzung von ehemaligen Kasernen in Rheine und Willich / Sonderpreis für die Neunutzung einer ehemaligen Altlastenfläche in Duisburg als Wohngebiet
Um das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung des Bodenschutzes und der Flächensparsamkeit in dicht besiedelten Gebieten zu erhöhen, haben das Umwelt- und Verkehrsministerium sowie der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) am Mittwoch, 14. September 2022, den Bodenschutzpreis NRW zum fünften Mal vergeben. "Unser Boden ist der wortwörtliche Grund für Biodiversität und Artenvielfalt, für sauberes Grundwasser, und der Erhalt der Bodenfunktion ist wichtig für die Klimaanpassung. Er ist auch die Basis für wirtschaftliche Produktion, für Wohnen und nicht zuletzt für unsere Erholung", sagte Umwelt- und Verkehrs-Staatssekretär Viktor Haase anlässlich der Auszeichnung, die im Rahmen der Initiative "Allianz für die Fläche" vergeben wurde. "Unser Boden ist ein kostbares Gut. Die Landesregierung will deshalb den Flächenverbrauch zeitnah auf fünf Hektar pro Tag und langfristig weitergehend reduzieren", so Haase.
Die beiden Hauptpreise gehen an Projekte im Kreis Viersen und in der Stadt Rheine, die mit jeweils 4.000 Euro dotiert sind. Der mit 2.000 Euro dotierte Sonderpreis wird für ein Projekt in Duisburg vergeben. Staatssekretär Haase: "Alle Projekte, die für den Preis nominiert waren, geben Impulse für die Verbesserung des jeweiligen Standorts und für eine zukunftsfähige Flächen- und Siedlungspolitik durch eine gezielte Innenentwicklung der Städte. Sie schaffen und erhalten dauerhaft ein attraktives Lebens-, Wohn- und Arbeitsumfeld."
Der Kreis Viersen sowie weitere Beteiligte an diesem Projekt erhielten den Preis für einen ansprechend gestalteten Gewerbepark mit 150 Unternehmen und 1.700 Arbeitsplätzen in der Stadt Willich. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war auf der 36 Hektar großen Fläche ein Stahlwerk aktiv, danach waren hier bis 1997 die Royal Engineers der Britischen Rheinarmee stationiert. Entsprechend vielfältig waren die Boden- und Grundwasser-Verunreinigungen, bei deren Beseitigung es dennoch gelang, zwölf wertvolle historische Baudenkmäler zu erhalten. Als besonderes vorbildhaft bewertete die Jury zudem die attraktive Landschaftsgestaltung, die grün-blaue Infrastruktur mit Retentions- und Vegetationsflächen sowie einer 800 Meter langen Wasserachse mit einplant.
Bei der Konversion der ehemaligen rund 31 Hektar großen General-Wever-Kaserne zum neuen Wohngebiet "Eschendorfer Aue" renaturierte die Stadt Rheine den Hemelter Bach und schaffte es zudem, alten Baumbestand zu erhalten. Auch weitere Belange des Naturschutzes berücksichtigte das fachlich gut abgestimmte und zeitlich zügig umgesetzte Gesamtkonzept, darunter der größtmögliche Erhalt der Bodenfunktionen, befand die Jury. Besonders hervorzuheben seien zudem die Starkregen-Vorsorge und die landschaftlich ansprechende Einbindung von Anlagen zum Artenschutz und zur Klimaanpassung.
Kaum zwei Kilometer südöstlich ihres Zentrums gewann die Stadt Rheine durch die Wiedernutzbarmachung des zuvor belasteten Kasernen-Geländes ein völlig neues und begehrtes Quartier mit rund 500 Wohneinheiten in 280 Einfamilienhäusern und 53 Mehrfamilienhäusern sowie zwei Kindertagesstätten, ohne dafür Natur- oder Landwirtschaftsflächen verbrauchen zu müssen.
"Die Projekte, die sich den Hauptpreis teilen, sind praktische und nachahmenswerte Good-Practice-Beispiele, die als Anregung für Kommunen und Investoren wirken können. Denn sie führen erstens deutlich vor Augen, dass Altlasten bei Bau- und Investitionsvorhaben kein unüberwindliches Hindernis darstellen müssen. Zweitens zeigen sie, wie viel sich durch die Sanierung von Altlasten gewinnen lässt", so Dr. Hans Richter, der als stellvertretender Verbandsvorsitzender auch der Jury vorsaß.
Am Standort Dellgrün in Duisburg fanden die Sonderpreis-Trägerin Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft sowie das Ingenieurbüro GFP zudem eine besonders innovative und technisch clevere Lösung, um eine Altlastfläche für die Neunutzung zu ertüchtigen. Nachdem andere Investoren lange vor hohen Sanierungskosten zurückgeschreckt waren, führte dieses Konzept zum Erfolg: Das Geländeniveau wurde mit unbelastetem Material angehoben und so eine neue Nutzungsebene geschaffen. Auf dieser 1,7 Hektar großen Fläche entstand ein attraktives, öffentlich akzeptiertes Quartier mit bezahlbarem Wohnraum.
Diese Projekte haben ebenfalls am Wettbewerb teilgenommen:
- Brakel: Alte Molkerei (0,6 Hektar). Das Flächenrecyclingprojekt in Zentrumsnähe der Kleinstadt schafft neuen Wohnraum und Platz für Gewerbe.
- Nettetal: Niedieck-Areal (9 Hektar). Auf der Fläche einer ehemaligen Textilfabrik und eines früheren Gaswerks entstand ein innenstadtnahes Wohngebiet samt Kita, Seniorenheim, Parkanlage, Spielflächen und Kleingewerbe.
- Essen: Krupp-Park (22 Hektar) als Teil des "Krupp-Gürtels" mit dem neuen thyssenkrupp-Quartier und der Hauptverkehrsachse Berthold-Beitz-Boulevard inklusive Straßenbahn-Trasse; Ausgestaltung eines 5-Hügel-Parks mit See, Bühne und Anschluss an den Radschnellweg.
- Oberhausen: Lager Waldteich in Sterkrade (30 Hektar). Die ehemalige Kokerei-Fläche wurde neu nutzbar gemacht für ein Logistik-Zentrum mit guter Verkehrsanbindung.
- Gelsenkirchen: Glückauf Park Hassel (36 Hektar). Auf dem früheren Kokerei-Gelände entstehen Wald- und Rasenflächen mit See sowie ein fünf Hektar großes Wohngebiet mit rund 500 Einheiten. Zum Zeitpunkt der Entscheidung war das Projekt noch nicht abgeschlossen, eine erneute Teilnahme ist möglich und - laut Jury - durchaus aussichtsreich.
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