Finanzierung für den Neubau "Zentrum für angewandte Fischerei, Fischökologie und Aquakultur" in Kirchhundem-Albaum gesichert
Die Neubau-Planung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz für ein Zentrum für angewandte Fischerei, Fischökologie und Aquakultur in Albaum ist einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Mit der Finanzierung werden die Weichen für eine nachhaltige Modelleinrichtung gestellt.
Die Neubau-Planung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) für ein Zentrum für angewandte Fischerei, Fischökologie und Aquakultur in Albaum ist einen entscheidenden Schritt weitergekommen
"In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, den Standort Albaum mit seiner wichtigen Rolle für die Fischerei, Fischökologie und Aquakultur inhaltlich zu stärken und damit zukunftssicherer aufzustellen", erklärte Heinrich Bottermann, Staatssekretär des NRW-Umweltministeriums bei der Präsentation der Neubauplanungen. "Wir stellen damit die Weichen für eine nachhaltige Modelleinrichtung, die nicht nur in der Zucht von Fischen für unser Wanderfischprogramm Standards setzt, sondern auch in der bundesweiten Aus-, Fort- und Weiterbildung."
Ursprünglich gegründet als "Preußische Lehr- und Versuchsanstalt für Forellenzucht" geht das neue Zentrum mit einer sehr deutlichen Stärkung hinsichtlich der Gebäude und Spezialeinrichtungen aus dem bisherigen Fachbereich Fischereiökologie und Aquakultur des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hervor.
LANUV-Präsident Dr. Thomas Delschen freut sich darüber, dass die Planungen für einen Neubau in Albaum nach langer Vorarbeit nun finalisiert werden konnten: "Mit der Finanzierung können wir nun auch die letzten Schritte zu einem modernen und nachhaltigen ,Zentrum für angewandte Fischerei, Fischökologie und Aquakultur' angehen. Mich freut es auch für die hier ansässigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren engagierte Arbeit nun eine hervorragende Grundlage für die Weiterentwicklung ihrer bundesweit kostbaren Beiträge zur Fischökologie und Fischgesundheit erhält."
Ein Neubau der Büro- und Laborgebäude ist nötig, da die bestehenden Gebäude nicht mehr den Anforderungen entsprechen. Vor allem für die Aufrechterhaltung des Fischgesundheitsdienstes benötigen die Fachleute Laboreinrichtungen auf dem aktuellen technischen Standard. Um auch weiterhin der Aufgabe als Ausbildungs- und Weiterbildungseinrichtung mit bundesweiter Bedeutung gerecht zu werden, müssen zudem die Büro- und Lehreinrichtungen modernisiert werden. Dazu gehören auch Aquakulturen nach dem neuesten Stand der Technik.
"Die Aquakulturen bilden die Grundlage für fast alle weiteren Aufgaben hier in Albaum. Wir möchten daher auch in diesem Bereich als Ideengeber und Entwicklungsmotor fungieren. Unser Ziel ist, eine für die nächsten Jahrzehnte nachhaltige und klimaresiliente Aquakultur zu realisieren Für die Modernisierung der Aquakulturen haben wir die Überschrift ,Aquakulturen 2.0' gewählt.", erläuterte Dr. Delschen.
Beauftragt mit der Planung und Umsetzung ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW). Für die Geschäftsführerin des BLB NRW, Gabriele Willems, ist besonders wichtig, dass beim Neubau der Gebäude sowie bei den Außenanlagen nachhaltige Bauweisen zum Einsatz kommen: "Mit dem Neubau des Fischökologischen Kompetenzzentrums streben wir eine Gold-Zertifizierung gemäß des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen an. Das zeigt, dass moderne Forschung und Technik Hand in Hand mit den Nachhaltigkeitszielen gehen können, die wir uns beim BLB NRW gesteckt haben, um unseren Beitrag zur Klimaneutralen Landesverwaltung bis 2030 zu leisten. Dies ist nicht zuletzt aufgrund der tollen Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich." In der Planung vorgesehen sind Gebäude in Holzhybridbauweise. Dabei sollen regionales Holz und weitere recycelbare Baustoffe eingesetzt werden. Die Energieversorgung soll möglichst autark geschehen. Zum Einsatz kommen soll eine Photovoltaikanlage in Kombination mit einem innovativen Eisspeicher.
Unterstützung erhält das Bauvorhaben auch vom Fischereiverband Nordrhein-Westfalen: "Der Standort in Albaum ist für Fischzuchtbetriebe, Anglerinnen und Angler und Behörden eine zentrale und wichtige Anlaufstelle. Die vorbildliche Arbeit in Forschung und Ausbildung wird durch das Neubauvorhaben einen modernen und zukunftsweisenden Rahmen bekommen", freute sich Johannes Nüsse, Präsident des Fischereiverbandes.
Die Neubauplanungen an der gleichen Stelle wie die alten Gebäude zu realisieren, sei vor allem den guten Standortbedingungen zu verdanken, erläuterte Staatssekretär Bottermann: "Der Standort Albaum ist und bleibt ein sehr guter. Alleine im Kreis Olpe züchten Fischereibetriebe fast ein Drittel aller in Nordrhein-Westfalen erzeugten Forellen. Das kalte und klare Quellwasser hier in Albaum bietet ideale Vorrausetzungen für die Artenschutz-Zucht von Lachsen und für Forellen für die Fischwirtschaft. Daher ist das neue Zentrum für angewandte Fischerei, Fischökologie und Aquakultur ein wichtiger Baustein nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für die Weiterentwicklung einer nachhaltigen und regionalen Lebensmittelerzeugung."
Nach Bayern und Baden-Württemberg ist Nordrhein-Westfalen der drittgrößte Forellenproduzent in Deutschland. Aquakulturen spielen in der Fischproduktion dabei eine immer größere Rolle. Fische besitzen zum Beispiel eine bessere Futterverwertung und eine höhere Schlachtausbeute als Rinder, Schweine und Geflügel. Auch benötigt die Aquakultur im Vergleich dazu weniger Land und Wasser. Diese Aspekte tragen zu einer nachhaltigeren Erzeugung tierischer Lebensmittel bei. Hinzu kommen kurze Transportwege und damit ein geringer ökologischer Fußabdruck, wenn regional erzeugter Fisch auch regional vermarktet wird.
Hintergrundinformationen zu den Aufgaben des LANUV-Standortes in Albaum:
Artenschutz
Im Rahmen verschiedener Artenschutzprojekte züchtet das LANUV am Standort Albaum gefährdete Fisch-, Krebs- und Muschelarten. Für das Artenschutzgroßprojekt "Wanderfischprogramm NRW" betreibt das LANUV eine Lachselternfischhaltung aus der es jährlich eine Million Junglachse für die Wiederansiedlung in nordrhein-westfälischen Fließgewässern zur Verfügung stellt. Zur Stützung der europäischen Aalbestände werden jährlich etwa eine Million junge Wildaale mit Unterstützung der EU Fischereiförderung und Landesmitteln in die nordrhein-westfälischen Fließgewässer ausgebracht. Auch unterstützt das LANUV von hier aus die letzten noch vorhandenen Großmuschelpopulationen durch ein gezieltes Vermehrungsprogramm freilebender Elterntiere.
Fischgesundheitsdienst
Der Fischgesundheitsdienst NRW untersucht unter anderem den Gesundheitszustand freilebender Fische sowie von Fischen aus Aquakultur. Die Untersuchungsergebnisse tragen dazu bei, gesunde Fischbestände in Aquakulturbetrieben zu erhalten und Strategien für Wiederansiedlungsprojekte zu entwickeln. Durch Erweiterung moderner Laboranalytik- und Diagnostikverfahren konnte das LANUV jüngst neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der Virusdiagnostik von Fischen erzielen. Weiterhin erheben und bewerten die Fachleute an insgesamt 1.500 Probestellen in Nordrhein-Westfalen den Zustand der freilebenden Fischbestände. Für die Genesung und den Erhalt natürlicher Gewässerlebensräume berät der Fachbereich bei Renaturierungsmaßnahmen und der Wiederherstellung der Fischdurchgängigkeit. In enger Zusammenarbeit mit den Fischzuchtbetrieben in Nordrhein-Westfalen werden aktuell innovative Fischzuchttechniken untersucht, um den Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden.
Ausbildungs- und Schulungszentrum
Der Fachbereich Fischereiökologie und Aquakultur ist gleichzeitig Schulungszentrum für Fischerei- & Umweltbildung sowie der größte Ausbildungsstandort für den Lehrberuf Fischwirtin/Fischwirt in NRW und als einer von nur insgesamt drei Standorten in Deutschland zuständig für die überbetriebliche Ausbildung in diesem Lehrberuf. Die Angebote der Aus-, Fort- und Weiterbildungskurse nehmen jährlich rund 600 bis 800 Personen in Anspruch.
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