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Umwelt. Naturschutz. Verkehr

Handbuch mit Empfehlungen zur geräuscharmen Nachtlogistik

Lärm stresst.

Handbuch mit Empfehlungen zur geräuscharmen Nachtlogistik an NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer übergeben

27.09.2024

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Projektes „Geräuscharme Logistik – Systematisierung empfohlener Berechnungsverfahren für die schalltechnische Prognose von geräuscharmen Nutzfahrzeugen und Umschlagsequipment“ hat das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (Fraunhofer IML) in Düsseldorf das Handbuch mit Projektergebnissen und Empfehlungen für schalltechnische Berechnungsverfahren für Genehmigungsbehörden in Kommunen zur Vorbereitung von Genehmigung von Filialbelieferungen zwischen 22 und 6 Uhr („Nachtlogistik“) an Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Minister Oliver Krischer überreicht.

„Mein Ziel ist es, eine Mobilitätspolitik zu etablieren, in der Umwelt und Verkehr als gemeinsame Impulsgeber für den dringend notwendigen Natur- und Klimaschutz, für mehr Nachhaltigkeit und eine höhere Lebensqualität sind“, erklärte Minister Krischer bei der Übergabe im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr.

Die Grundidee des Konzeptesder geräuscharmen Logistik ist es, Lieferverkehre und Verkehrsströme zu Hauptverkehrszeiten zu entzerren. Durch die Nutzung von geräuschärmeren Lkw kann der sich dafür eignende Anlieferverkehr an gewerbliche Einrichtungen, nach Prüfung im Genehmigungsprozess, in die Nachtzeit verlagert werden, die nach den Vorgaben der TA Lärm besonders geschützt ist.

Ziel vermehrter nächtlicher Anlieferungen ist es, die Verkehrsinfrastruktur tagsüber zu entlasten. So können Logistikdienstleister ihre Tourenplanung verfeinern, Routen optimieren und die Auslastung ihrer Fahrzeuge verbessern. Das stellt einen Anreiz für die Investition in alternativ angetriebene Lkw dar, und durch die optimalere Auslastung von Fahrzeugen könnten Verkehre vermieden werden. Denn der klare Kostenvorteil ergibt sich für Logistikdienstleister dadurch, so viel Waren wie möglich mit so wenig Fahrzeugen wie nötig zu transportieren. In der Summe weniger Verkehr bedeutet zudem weniger Emissionen (Lärm, Stickstoff und CO2) für Bürgerinnen und Bürger. Unternehmen, die in alternative Antriebe investieren, können in Bereichen und Zeiten tätig werden, für die konventionelle Dieselfahrzeuge zu laut sind. 

Der Anreiz für Unternehmen durch leise und umweltfreundlichere Fahrzeuge effizienter und wirtschaftlicher zu arbeiten, bedeutet, dass auch beim Einsatz dieser Fahrzeuge am Tage weniger Lärm produziert wird.

Der Fokus des jetzt abgeschlossenen Projektes lag auf der Vermessung von typischer Anliefersituationen und -prozessen (Vorbeifahrt, beschleunigte Anfahrt und Rückwärts Rangierfahrt) an Handelsstandorten in Mischgebieten (Wohn- und Gewerbebebauung). Bei der Vermessung wurde auch Ladeequipment (Rollwagen) sowie die durch Ladebordwände und Kühlaggregate entstehenden Geräusche berücksichtigt. Somit wurde das Gesamtsystem „Anlieferung“ schalltechnisch vermessen, und ein direkter Vergleich zwischen Diesel-Lkw sowie einer geräuscharmen Belieferung mit batterieelektrischen Lkw, H2-Lkw (Wasserstoff) sowie LNG- (verflüssigtes Erdgas) und CNG- (komprimiertes Erdgas) Lkw gezogen werden konnte. 

Insgesamt wurden 29 verschiedene Lkw unterschiedlicher Gewichtsklassen und Antriebstypen messtechnisch erfasst. Die Ergebnisse entsprechen in allen Anliefersituationen den Erwartungen: Die Schallpegel steigen mit steigender Gewichtsklasse der Lkw. Diesel-Lkw sind vergleichsweise lauter als CNG-/LNG-Fahrzeuge und am geräuschärmsten sind die batterieelektrisch betriebenen Lkw. Die im Handbuch, im Vergleich zum Diesel-Lkw, ermittelten niedrigeren Schallemissionen zeigen Möglichkeiten auf, Transporte zu Zeiten durchzuführen, wo der Einsatz von konventionellen Dieselfahrzeugen nur eingeschränkt oder gar nicht genehmigt werden konnte. Damit ist eine Ausweitung von Anlieferzeiten denkbar, so dass Transporte in verkehrlich weniger belastete Zeiten verlagert werden können.

Der Durchführungszeitraum des Projektes begann am 01.08.2021 und endet am 31.12.2024. Das Vorhaben wurde projektfinanziert aus Mitteln der Förderrichtlinien der Vernetzten Mobilität und des Mobilitätsmanagement (FÖRI-MM) in Höhe von 506.700 Euro.

Bereits im Januar 2024 überreichte Minister Oliver Krischer den Förderbescheid für das auf den Ergebnissen des Handbuches aufbauende Folgeprojekt „Geräuscharme Logistik: Potenziale und Handlungsempfehlungen auf Grundlage sensorbasierter und schalltechnischer Messreihen im Anlieferungsprozess“. In der weiteren Forschungsarbeit (bis vorraussichtlich März 2026) sollen Wissenslücken vor allem bezüglich des Einflusses des Verhaltens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Be- und Entladeprozessen und des eingesetzten Umschlagequipments an den Filialen in der Praxis geschlossen werden.

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