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Klimawandel begünstigt Ausbreitung invasiver Arten

Klimawandel begünstigt Ausbreitung invasiver Arten

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der nicht heimischen Arten als Folge des internationalen Waren- und Güteraustausches und des Klimawandels auch in Nordrhein-Westfalen zugenommen. Jüngste Beispiele sind die Asiatische Hornisse und die Nosferatu-Spinne. Der Klimawandel hat ihre Verbreitung auch in unseren Gebieten begünstigt, ähnlich wie die Ausbreitung anderer gebietsfremder Tiere und Pflanzen, sogenannter Neobiota.

20.04.2023

Natur in Zahlen: In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 35.500 Tierarten - Mindestens 200 zählen zu den Neobiota, wie etwa die Nosferatu-Spinne  - Einige wenige zu den invasiven Arten

Sie wird zurzeit vielerorts in Nordrhein-Westfalen gesichtet: Die Nosferatu-Spinne erregt viel Aufmerksamkeit. Die Anzahl der Meldungen in entsprechenden Melde-Portalen von Umweltorganisationen steigt stetig.

Neu ist die Spinnenart nicht, 2006 gab es die ersten Funde in NRW, vor allem entlang der Rheinschiene. Seitdem hat sie ihr Areal wegen der für sie günstigen klimatischen Bedingungen deutlich ausgeweitet. Experten zufolge ist die "Zoropsis spinimana", die der Art der Kräuseljagdspinnen angehört, hierzulande heimisch geworden. Der Bestand dürfte also weiter zunehmen.

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Spinne ist der Mittelmeerraum. Nach Deutschland gekommen ist sie vermutlich über Warentransporte. Der Name ist auf ihr Rückenmuster zurückzuführen, das an den Vampir Nosferatu aus dem Dracula-Film erinnert. Die Spinnen mit einer Beinspannweite von bis zu sechs Zentimetern werden meist im Umfeld von Häusern oder Gärten gesehen.

Die Spinne kann zwar beißen, ihr Gift ist für Menschen in den meisten Fällen aber ungefährlich. Ähnlich wie bei Mückenstichen sind allergische Reaktionen aber möglich. Empfohlen wird deshalb, die Spinne mit einem Glas und einer Unterlage zu fangen und sie dann im Freien auszusetzen.

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der nicht heimischen Arten als Folge des internationalen Waren- und Güteraustausches und des Klimawandels auch in Nordrhein-Westfalen zugenommen. Jüngste Beispiele sind die Asiatische Hornisse und die Nosferatu-Spinne.

Der Klimawandel hat ihre Verbreitung auch in unseren Gebieten begünstigt, ähnlich wie die Ausbreitung anderer gebietsfremder Tiere und Pflanzen, sogenannter Neobiota. Allein bei den Pflanzen sind in NRW seit 1996 rund 27 etablierte Arten neu hinzugekommen. Für die Tiere existieren nur Schätzungen über die Zahlen der heimischen und gebietsfremden Arten. In Nordrhein-Westfalen gibt es etwa 35.550 Tierarten, davon zählen etwa 200 zu den Neozoen. Hinzu kommen schätzungsweise 550 unbeständige Arten. Unter den eingeschleppten Arten gibt es einige wenige, die heimische Arten von ihrem Platz verdrängen und eine Gefahr für die Vielfalt in ihrem neuen Siedlungsgebiet darstellen oder die auf andere Weise problematisch für den Menschen sind - die sogenannten invasiven Arten. Als Krankheitsüberträger oder durch Massenverbreitung können sie wirtschaftliche Schäden anrichten oder die Gesundheit des Menschen gefährden.

Nach einer Folge überdurchschnittlich milder Winter und warmer Sommer mehren sich in den letzten Jahren Meldungen neuer Neozoen, zum Beispiel neben der Asiatischen Hornisse und der Nosferatu-Spinne auch der tropischen Blattschneiderameisen in Köln oder des bislang noch unidentifizierten "Riesen"-Weberknechtes am südlichen Ruhrgebietsrand.

Eine Zusammenstellung der Neozoen Deutschlands nach Artengruppen kommt auf 1149 Arten, darunter 264 etablierte.

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der vom Menschen eingeschleppten Arten als Folge der Globalisierung, insbesondere des internationalen Waren- und Güteraustausches zugenommen. Laut Bundesamt für Naturschutz kommen von rund 1.000 eingeführten oder eingeschleppten Arten rund 100 nur unbeständig vor, 10 etablieren sich davon dauerhaft und nur eine Art (= 0,1% aller eingeführten oder eingeschleppten bzw. 10% aller etablierten gebietsfremden Arten) wird invasiv und bereitet entweder dem Menschen oder hier lebenden Arten Nachteile.

Der Klimawandel bewirkt, dass Arten wärmerer Klimazonen bei uns Wachstums- und Etablierungschancen erhalten. Nicht zuletzt tragen die Flächen-Inanspruchnahme und Nutzung durch den Menschen sowie stoffliche Einträge, zum Beispiel Stickstoffimmissionen oder Wasserverschmutzung dazu bei, dass heimische Arten in ihren angestammten Arealen Boden verlieren und durch gebietsfremde Arten verdrängt werden. Bedrohen diese Neobiota zudem die natürliche Vielfalt und übertragen Krankheiten gelten sie als invasive Arten. Herkulesstaude, Sachalin-Knöterich, Bastard-Knöterich, Japan-Knöterich, Indisches Springkraut und Späte Traubenkirsche sind die bedeutendsten invasiven Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen. Die invasive Beifuß-Ambrosie etwa wirkt sich zwar nicht schädlich auf Flora und Fauna aus, verursacht aber gesundheitliche Schäden.

Problematisch unter den Tierarten sind Amerikanischer Bisam, Nutria, Waschbär, Amerikanischer Flusskrebs, Wollhandkrabbe, Signalkrebs, Großer Höckerflohkrebs, Süßwasser-Röhrenkrebs, Zebra- oder Dreikantmuschel, Rotwangen-, Gelbwangen-Schmuckschildkröten. Die Nosferatu-Spinne gehört bisher noch nicht dazu. Negative Auswirkungen auf die Umwelt sind bisher noch nicht belegt. In Deutschland untersucht das Bundesamt für Naturschutz die Schädlichkeit neuer Arten und bewertet ihre Invasivität.