Mehr Tempo bei der Kreislaufwirtschaft stärkt Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen
Umwelt- und Wirtschaftsministerien wollen mit Kreislaufwirtschaftsstrategie Klima schützen, Ressourcen schonen und Wettbewerbsfähigkeit ausbauen. „Diese Transformation wird eine Kraftanstrengung“, sagte Umweltminister Oliver Krischer zum Start seiner Informationstour, die sich mit Zukunftsthemen und Herausforderungen des Klimawandels und der nachhaltigen Transformation beschäftigt.
Umwelt- und Wirtschaftsministerien wollen mit Kreislaufwirtschaftsstrategie Klima schützen, Ressourcen schonen und Wettbewerbsfähigkeit ausbauen – Auftakt der #Thementour2023 von Minister Oliver Krischer
Klimawandel, Extremwetter und ein hoher Rohstoffverbrauch hängen eng zusammen: Der Abbau und die Verarbeitung von natürlichen Ressourcen forciert den Klimawandel und den Artenverlust. Zusammen mit einer zunehmenden Ressourcenverknappung führt dies zu einer immer stärkeren Belastung auch für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen und dessen Wohlstand. „Wir wollen Nordrhein-Westfalen deshalb so schnell wie möglich zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas machen“, sagt Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur.
„Diese Transformation wird eine Kraftanstrengung“, sagte Umweltminister Oliver Krischer zum Start seiner Informationstour, die sich mit Zukunftsthemen und Herausforderungen des Klimawandels und der nachhaltigen Transformation beschäftigt. „Die Transformation wird uns aber nur gelingen, wenn wir es schaffen, den ökologischen Umbau voranzutreiben, den Klimaschutz zu stärken, gute Arbeitsplätze und soziale Sicherheit zu erhalten.“ Die Landesregierung setzt daher verstärkt auf eine Circular Economy und wird noch in diesem Jahr die Erarbeitung einer Kreislaufwirtschaftsstrategie unter Beteiligung von gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren beginnen.
„Wir müssen den Ressourcenverbrauch senken, Klimaschutz stärken und den Standort zukunftsfit machen. Das kann aber nur gelingen, wenn wir die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch erreichen. Das fördert auch die Unabhängigkeit der heimischen Wirtschaft“, sagte Minister Krischer.
„Der Weg zu klimaneutraler Industrie, Rohstoffleichtigkeit und nachhaltigem Wirtschaften gelingt uns nur, wenn wir die Potentiale der Kreislaufwirtschaft nutzen. Bereits heute unterstützen wir in NRW zahlreiche innovative Projekte, die eine zirkuläre Wertschöpfung ermöglichen und damit erhebliche Beiträge zur Einsparung von Energie, Rohstoffen und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen leisten“, betonte Ministerin Neubaur.
Zum Auftakt der #Thementour2023 besuchte Umweltminister Oliver Krischer drei Firmen in Wuppertal, Hünxe im Kreis Wesel und Heek im Kreis Borken, die sich mit dem Schließen von Kreisläufen beschäftigen. „Abfälle sind ungenutzte Wertstoffe. Das können wir uns nicht mehr leisten“, sagte Minister Krischer. „Wir müssen dazu kommen, dass wir durch eine umfassende Kreislaufwirtschaft Umwelt und Ressourcen schonen.“ Schon jetzt sei der ökologische Fußabdruck des Landes zu hoch: Würden alle Menschen weltweit den nordrhein-westfälischen Lebensstil mit seinem aktuellen Ressourcenverbrauch und Energiemix führen, wären auf Dauer 3,3 Erden notwendig. Gerade im Mittelstand in Nordrhein-Westfalen hätten sich jedoch viele Unternehmen mit innovativen Ideen auf den Weg gemacht und würden die Kreislaufwirtschaft vorleben.
Das Familienunternehmen Coroplast Fritz Müller GmbH etwa stellt am Standort Wuppertal seit 95 Jahren Produkte für die technische Isolation her. Coroplast engagiert sich umfassend für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. So wurde betriebsintern das innovative Projekt CoroUpcycling entwickelt. Dabei werden aus Produktabfällen oder überschüssigem Material durch kreative Zweckentfremdung hochwertige, modische Rücksäcke und Laptoptaschen gefertigt, und das Material wird so wiederverwertet. Coroplast ist Stiftungsmitglied des Circular Valley.
Die HDB-Recycling GmbH in Hünxe betreibt seit mehr als 15 Jahren erfolgreich eine Bauschutt- und Bodenaufbereitung mit konventioneller Trockenaufbereitung. Mit Förderung durch das Land wurde eine neue Produktionsanlage in Betrieb erprobt und in Betrieb genommen. Damit verringert das Unternehmen bei einer Kapazität von über 800.000 Tonnen pro Jahr den Bedarf an den Primärrohstoffen Sand und Kies und trägt damit gezielt zur Ressourcenschonung bei.
Als bislang einziges Unternehmen in Deutschland hat das Unternehmen Büscher aus Heek im Juni 2021 vom Deutschen Institut für Bautechnik die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für tragende und nichttragende Innenwandelemente aus Recyclingbeton mit 100 Prozent Natursteinersatz bekommen. In den Fertigteilen werden die Rohstoffe Kies und Sand komplett durch gemischtes Abbruchmaterial ersetzt.
Mehr Tempo in der Kreislaufwirtschaft
Das Umweltministerium verfolgt das Ziel, den Übergang zu einer umweltverträglichen Kreislaufwirtschaft weiter zu beschleunigen. Das Ziel ist, die wirtschaftliche Entwicklung von der Ressourceninanspruchnahme zu entkoppeln, unter dem Strich sogar möglichst zu einer Ressourceneinsparung zu kommen. Und das aus gutem Grund: Der Abbau und die Verarbeitung von Rohstoffen verursacht weltweit etwa 50 Prozent der Treibhausgasemissionen und über 80 Prozent des Rückgangs der Artenvielfalt.
In einer echten Kreislaufwirtschaft macht man nicht nur die linearen Prozesse etwas kreislaufgerechter, sondern stellt alles auf den Prüfstand – angefangen von den Ausgangsmaterialien aus nachwachsenden oder Sekundärrohstoffen, über das Ökodesign, das Produkte langlebig und reparierbar gestaltet, weiter zu ressourceneffizienten Produktionsprozessen, nachhaltigem Handel und Konsum und ressourcenschonendem Verbraucherverhalten bis zur optimierten Abfallwirtschaft.
Die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfällen nimmt auch für die Versorgungssicherheit für Unternehmen eine immer bedeutendere Rolle ein. Ein wichtiger Stoffstrom ist der Bauschutt: Hiervon fallen jährlich etwa 8,5 Millionen Tonnen an und werden in speziellen Bauschuttaufbereitungsanlagen behandelt. Etwa eine Million Tonnen werden jährlich auf Deponien entsorgt. Als Teil der Kreislaufwirtschaft sollen auch das Baustoffrecycling vorangetrieben und Hemmnisse bei der Wiederverwendbarkeit von Abbruchmaterial konsequent beseitigt werden.
Die Landesregierung baut auf die vielen guten Ideen und Initiativen auf, die es im Land bereits gibt. Sie unterstützt die Umsetzung schon jetzt durch Information und Austausch, zum Beispiel über den „Runden Tisch zirkuläre Wertschöpfung“, Förderprogramme und rechtliche Rahmensetzung (Kreislaufwirtschaftsgesetz NRW). Um dies noch zielgerichteter und abgestimmter zu tun, die Entwicklung zu beschleunigen und Hemmnisse abzubauen, erarbeitet die Landesregierung bis voraussichtlich Ende 2024 eine Landeskreislaufwirtschaftsstrategie unter Beteiligung von Interessensträgerinnen und Interessensträgern. Dazu wurde eine Geschäftsstelle eingerichtet, die ihre Arbeit vor Kurzem aufgenommen hat.
Förderprogramm im Volumen von 100 Millionen Euro
Die Landesregierung will die sozial-ökologische Transformation weiter vorantreiben. Hierzu hatten das Umweltministerium sowie das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium Anfang des Jahres den neuen Förderaufruf „GreenEconomy.IN.NRW“ gestartet. Insgesamt ist ein Fördervolumen von rund 100 Millionen Euro aus EU- und Landesmitteln für den Wettbewerb vorgemerkt. Über den Wettbewerb unterstützt das Land innovative Ideen und unternehmerische Lösungen in den Feldern Umweltwirtschaft, Circular Economy und Klimaanpassung. Die Förderung erfolgt im Rahmen des EFRE/JTF-Programms NRW 2021-2027. Der Wettbewerb ist ein weiterer wichtiger Baustein der von der Landesregierung verfolgten transformativen Strukturpolitik.
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