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Minister Oliver Krischer: "Unsere letzten Moore sind stark gefährdete Lebensräume"

Minister Oliver Krischer: "Unsere letzten Moore sind stark gefährdete Lebensräume"

Umweltminister Oliver Krischer hat im Vorfeld des internationalen Tags der Feuchtbiotope zu einem stärkeren Schutz von Mooren und Moorwäldern in Nordrhein-Westfalen aufgerufen. "Unsere letzten Moore sind stark gefährdete Lebensräume und stehen deshalb unter besonderer Beobachtung und besonderem Schutz".

31.01.2023

Natur in Zahlen: In Nordrhein-Westfalen gibt es nur noch etwa 2.100 Hektar Moorlebensräume – Klimaschutz durch Sumpfgebiete

Bis ins 17. Jahrhundert waren die für den Menschen lebensfeindlichen und unzugänglichen Moore weitgehend unberührte Wildnis. Im Zuge der Industrialisierung wurden zunehmend Moore entwässert, um sie land- oder forstwirtschaftlich nutzen zu können – mit gravierenden Folgen für die Artenvielfalt und die globale Erwärmung.

In Deutschland sind mittlerweile gut 90 Prozent der Moore geschädigt. Meist wurden sie als Acker- oder Weideland oder zum Torfabbau genutzt. Durch den Kontakt mit der Luft beginnen sich die über Jahrtausende angesammelten Pflanzenreste in kurzer Zeit zu zersetzen. Dabei entweicht der eingebundene Kohlenstoff als CO2. Diese Emissionen belaufen sich auf jährlich rund 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, ein Anteil von etwa 6,7 Prozent der gesamten nationalen Treibhausgas-Emissionen. Neben den erheblichen Emissionen bedeutet die Entwässerung eines Moores aber auch den Verlust der dort heimischen Tier- und Pflanzenwelt und der ausgleichenden Wirkung im Wasserhaushalt. Moore können Wasser in der Landschaft halten und dienen daher als natürlicher Hochwasserschutz.

Umweltminister Oliver Krischer hat im Vorfeld des internationalen Tags der Feuchtbiotope zu einem stärkeren Schutz von Mooren und Moorwäldern in Nordrhein-Westfalen aufgerufen. „Unsere letzten Moore sind stark gefährdete Lebensräume und stehen deshalb unter besonderer Beobachtung und besonderem Schutz“. Moorlebensräume mit ihren ganz besonderen Wäldern, Böden und Gewässern hätten eine große Bedeutung für die Artenvielfalt und für den natürlichen Klimaschutz, betonte Minister Krischer. „Denn sie binden Treibhausgase und bieten gleichzeitig Lebensräume für seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere. Sonnentau und Große Moosjungfer finden hier zum Beispiel wertvollen Lebensraum. Deshalb wollen wir sie engagiert schützen.“

So erarbeitet das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zurzeit eine landesweite Konzeption zur Wiederherstellung von Mooren in Nordrhein-Westfalen. Derzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen etwa 2.100 Hektar an Moorlebensräume. Das größte noch verbliebene Moorgebiet ist das Große Torfmoor im gleichnamigen Naturschutzgebiet und liegt nördlich des Wiehengebirges.

Viele ursprüngliche Naturräume und damit Lebensräume für eine große Anzahl an Tier- und Pflanzenarten wurden durch menschliche Nutzung zurückgedrängt, zum Teil sogar komplett zerstört. Am deutlichsten wird dies am Naturraum Moor, das sich über Jahrtausende entwickelt (etwa 1 Millimeter Wachstum pro Jahr bei intakten Mooren) und innerhalb weniger Jahrzehnte durch Entwässerung und Torfabbau bis auf wenige Einzelflächen verschwunden ist. 

Besonders im 18. und 19. Jahrhundert erfuhren die Hochmoore durch zunehmende Entwässerungs-, Abtorfungs- und Kultivierungsarbeiten immer stärkere Veränderungen, die letztlich zur weitflächigen Zerstörung dieser viele Jahrhunderte lang unberührt gebliebenen Naturlandschaften führten. Bedeutende großflächige Moorgebiete in NRW sind heute noch das Oppenweher Moor (Kreis Minden-Lübbecke), das Amtsvenn, das Burlo-Vardingholter (Kreis Borken), das Recker Moor, das Emsdetter Venn (Kreis Steinfurt), die Venngebiete im deutsch-belgischen Grenzbereich und das Große Torfmoor. Die Zahl der Hochmoore, die durch natürliche Torfbildung auch heute noch wachsen, ist allerdings deutlich geringer: Lediglich fünf lebende Hochmoore mit etwa 6 Hektar gibt es derzeit in NRW, zum Beispiel im Kreis Steinfurt (Koffituten) und im Kreis Lippe (Hiddeser Bent).

„Neben ihrer sehr hohen Bedeutung für den Artenschutz sind Moore auch aktive Klimaschützer“, ergänzte Minister Krischer, der sich auf seiner letzten Sommertour durch NRW in der Ohligser Heide über den Zustand der Moore und der Moorwälder informierte. „Sie bedecken zwar nur drei Prozent der Erdoberfläche, speichern aber 30 Prozent des im Boden enthaltenen Kohlenstoffs. Moorschutz ist also gleichzeitig auch hochwirksamer Klimaschutz.“