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Rückbau Alt-Deponie Lattenberg: Umweltministerium setzt Maßnahmen um

Rückbau Alt-Deponie Lattenberg: Umweltministerium setzt Maßnahmen um

Das NRW-Umweltministerium hat Maßnahmen ergriffen, um die von der früheren Abfall-Deponie Lattenberg bei Arnsberg ausgehenden Gefahren zu beseitigen. So wurde ein Frühwarnsystem installiert, dessen Messgeräte sowohl den Wasserstand im Deponat als auch etwaige Verlagerungen der Deponiemasse erfassen und vor Ort und bei den Behörden Alarm auslösen. Im Oktober 2016 hatte das NRW-Umweltministerium den Rückbau der Alt-Deponie angeordnet.
05.04.2017
Frühwarnsystem zum Schutz von Menschen und Gebäuden wurde installiert

Das NRW-Umweltministerium hat im Oktober 2016 den Rückbau der Alt-Deponie Lattenberg bei Arnsberg angeordnet. „Nach Bekanntwerden der dortigen Gefahrensituation haben wir sofort reagiert, um die von der Altdeponie ausgehende Umweltgefahr schnellstmöglich zu beseitigen“, sagte Umweltminister Johannes Remmel jetzt in Düsseldorf. „Zum Schutz von Mensch und Eigentum haben wir notwendige Maßnahmen im Gefahrenbereich ergriffen.“ Eine dieser vordringlichen Maßnahmen war die Installation eines Frühwarnsystems. Beim Überschreiten bestimmter Grenzwerte des Wasserstandes im Deponiekörper wird jetzt optisch und akustisch sowohl bei Behörden als auch in der Hofanlage, die unterhalb der Altdeponie liegt, Alarm ausgelöst. Menschen, die sich innerhalb der Anlage aufhalten, haben dann genügend Zeit, sich in sichere Bereiche zurückzuziehen. Die installierten Messgeräte erfassen sowohl den Wasserstand im Deponat als auch etwaige Verlagerungen der Deponiemasse. Bereits durchgeführte Tiefbaumaßnahmen unterhalb der Altablagerung und an der Hofanlage sollen gewährleisten, dass die Deponiemasse im Falle eines Abgangs am Hofgut vorbeifließt. Parallel zu den ersten Maßnahmen führt das Umweltministerium die EU-weiten Ausschreibungen zur Bestimmung eines erfahrenen Planungsbüros, das den Rückbau übernehmen soll, durch. „Das sehr komplexe Projekt kann nur von einem schon mit vergleichbaren Projekten vertrauten Büro geplant und überwacht werden“, sagte Minister Remmel. „Der Rückbau der Altablagerung Lattenberg ist für das Land NRW und die zuständigen Behörden eine Premiere. Als Pilotprojekt für möglicherweise weitere notwendig werdende Sanierungsfälle erfordert die Durchführung besondere Sorgfalt und Dokumentation der einzelnen Schritte. “Weil nicht dokumentiert ist, was über die organischen Zellstoffabfälle hinaus in der Deponie lagern könnte, müssen vor dem eigentlichen Beginn der Bauarbeiten zusätzliche Fachgutachten sowie ein sogenanntes umweltmedizinisch-humantoxikologisches Gutachten erstellt werden, das mögliche Gefahren durch toxische Stoffe und Gase in der Deponie identifiziert. Als weitere Maßnahme zum Schutze der in diesem Gebiet erholungssuchenden Bevölkerung wurde der Sperrbereich um das Deponiegelände erweitert. „Wir gehen davon aus, dass mit diesem Maßnahmenbündel die Gefahren für Mensch und Gebäude bis zum Abschluss des Rückbaus nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen sind“, sagte Minister Remmel. Der gesamte Rückbau wird nach aktuellen Schätzungen Kosten zwischen 20 bis 30 Millionen Euro verursachen und kann bis zu fünf Jahre dauern. Minister Remmel: „Ich bedanke mich beim Landtag, der ohne zu zögern die erforderlichen Haushaltsmittel genehmigt hat. Beim eigentlichen Rückbau gilt jetzt das Prinzip ,Gründlichkeit und Sorgfalt vor Schnelligkeit‘. Nicht zuletzt wollen wir auch die Bevölkerung der angrenzenden Ortschaften vor übermäßigen Belastungen schützen.“ Der Landtag wurde heute durch einen Bericht des Umweltministeriums über die durchgeführten ersten Maßnahmen und das weitere Vorgehen informiert.

Hintergrund

In den Jahren 1967 bis 1987 wurden von der „Westfälischen Zellstoff AG" Produktionsrückstände aus der Herstellung von Zellstoffen aus Buchenholz für die Papierproduktion auf der so genannten Deponie "Am Lattenberg" gelagert. Das Gelände liegt im Staatswald des Landes im Zuständigkeitsbereich des Lehr- und Versuchsforstamtes Arnsberger Wald. Aufgrund der Zusammensetzung der Abfälle und deren Konsistenz sowie des unverdichteten Einbaus und der gegebenen Geländeneigung kam es mehrfach in den vergangenen Jahrzehnten zu Rutschungen der Abfallmassen. Der größte Schadenfall ereignete sich 1988, bei dem rund 25.000 Kubikmeter abrutschten. Eine Belastung der Ruhr konnte damals verhindert werden. Das Gelände war über den gesamten Zeitraum der Ablagerung mit keinerlei Basisabdichtung, unzureichender Sickerwassererfassung oder sonstige dem Umweltschutz und der Standfestigkeit dienenden "Deponie"-Einrichtungen ausgestattet. Bisher hatten Gutachten stets ergeben, dass die Standsicherheit gegeben sei. Neuere Untersuchungen der Bezirksregierung Arnsberg in 2015 und des Landesbetriebs Wald und Holz Nordrhein-Westfalen 2016 kamen hingegen zu dem Schluss, dass die Standsicherheit der Altablagerung nicht mehr gewährleistet ist und ein nicht kalkulierbares Restrisiko des Abrutschens von mehr als 200.000 Kubikmeter Deponiemasse besteht. Daraufhin leitete das Umweltministerium mit den beteiligten Behörden das Verfahren zum Rückbau ein. „Damit reiht sich diese Ablagerung leider in die Vielzahl von Altablagerungen aus der Zeit vor Inkrafttreten des Abfallbeseitigungsgesetzes ein, die es in Nordrhein-Westfalen noch gibt“, kritisiert Peter Knitsch, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium.