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Umweltminister Krischer: "Moore für den natürlichen Klimaschutz und die Artenvielfalt besser schützen"

Umweltminister Krischer: "Moore für den natürlichen Klimaschutz und die Artenvielfalt besser schützen"

Auf der dritten Station seiner Sommerreise zum Zustand der biologischen Vielfalt in Nordrhein-Westfalen besuchte Umweltminister Oliver Krischer die Ohligser Heide in Solingen. Dort rief er zu einem stärkeren Engagement beim Schutz von Mooren und Moorwäldern in Nordrhein-Westfalen auf.

26.08.2022

Dritte Station der Sommerreise zum Zustand der biologischen Vielfalt in Nordrhein-Westfalen: Minister Krischer besucht die Ohligser Heide in Solingen


Umweltminister Oliver Krischer hat zu einem stärkeren Engagement beim Schutz von Mooren und Moorwäldern in Nordrhein-Westfalen aufgerufen. „Lebendige und intakte Moore mit ihren ganz besonderen Wäldern, Böden und Gewässern haben eine große Bedeutung für die Artenvielfalt und für den natürlichen Klimaschutz“, sagte Krischer am Freitag auf seiner Informationstour zum Zustand der biologischen Vielfalt in Nordrhein-Westfalen. „Denn sie binden Treibhausgase und bieten gleichzeitig Lebensräume für seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere. Sonnentau und Große Moosjungfer finden hier zum Beispiel wertvollen Lebensraum. Deshalb wollen wir sie engagiert schützen.“ So erarbeitet das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zurzeit eine landesweite Konzeption zur Wiederherstellung von Mooren und Biotopen in Nordrhein-Westfalen. Derzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen etwa 2.100 Hektar intakte Moorfläche. Das größte noch verbliebene Moorgebiet ist das Große Torfmoor im gleichnamigen Naturschutzgebiet und liegt nördlich des Wiehengebirges.
 
Moore sind dauerhaft von Grundwasser oder Niederschlagswasser geprägte Lebensräume auf Moorböden (Nieder- und Hochmoortorf). 
Intakte Moore sind wichtige Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten. Sie bilden zusammen mit alten Buchenwäldern, knorrigen Eichen, moosbedeckten Auenwäldern, blühenden Heideflächen, den ausgedehnten Wasserlandschaften und wilden Mittelgebirgsbächen die facettenreichen Landschaften in unserem Land: „Nordrhein-Westfalen hat eine einzigartige Natur und eine faszinierende Artenvielfalt“, sagte Minister Krischer. Mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten bilden in rund 70 verschiedenen Lebensräumen die Grundlage für den Artenreichtum in Nordrhein-Westfalen.
 
„Moore und Moorwälder, wie hier in der Ohligser Heide, sind die Basis für die Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen. Ich danke daher der Biologischen Station Mittlere Wupper für ihren unermüdlichen Einsatz und die erfolgreiche Arbeit beim Schutz der Ohligser Heide und der Lebensraumtypen“, so Krischer. Im Rahmen des Integrierten LIFE-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ haben die Stadt Solingen und die Biologische Station Mittlere Wupper gemeinsam ein Maßnahmenpaket für das FFH-Gebiet „Ohligser Heide“ erarbeitet. Hierbei stehen insbesondere die Birkenbruchwälder und Moorwälder im Fokus, da sie durch sinkenden Grundwasserspiegel und eindringende Neophyten bedroht sind.
 
Der Schutz der sensiblen Moor-Ökosysteme ist aufwendig und zeitintensiv. Die Wiederherstellung von intakten Moorlebensräumen ist stark durch äußere Faktoren beeinflusst, wie etwa heterogene Eigentumsverhältnisse oder Wasserentnahmen sowie Drainagen im Umfeld. Auch durch den Klimawandel und damit zusammenhängende Dürreereignisse können sich Unwägbarkeiten ergeben. Somit ist eine tatsächliche, praktische Wiederherstellbarkeit intakter Moorflächen stark von den jeweiligen lokalen, aktuellen Gegebenheiten abhängig.
 
Schon in den vergangenen Jahren wurden Maßnahmen für Moorlebensräume in der Ohligser Heide, im Fuhrter Moor (Kreis Mettmann), Eper-Graeser Venn (Kreis Borken), Emsdettener Venn (Kreis Steinfurt), Heideweiher Fockenbrocksheide (Kreis Warendorf), Kirchheller Heide und Hiesfelder Wald (Stadt Bottrop) und Weißes Moor (Kreis Minden-Lübbecke) im Rahmen des Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ durchgeführt.
 
Biodiversitätskrise wirksam bekämpfen
Mit Blick auf die biologische Vielfalt in Nordrhein-Westfalen mahnte Minister Krischer auch einen noch ambitionierteren Natur- und Artenschutz an. „Wir sehen überall dort, wo wir einen ambitionierten Naturschutz umsetzen, dass wir Erfolge erreichen – wie etwa bei der Arbeit der Biologischen Stationen. Darauf müssen wir aufbauen“, sagte Krischer.
 
Denn der Verlust an biologischer Vielfalt sei in Nordrhein-Westfalen weiterhin hoch:
 

  • Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten stehen in Nordrhein-Westfalen auf der „Roten Liste“ – sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.
  • Rund 80 Prozent der Lebensräume im Tiefland sind in einem ungünstigen Erhaltungszustand – allen voran Moore, Grünland- und Gewässerlebensräume sowie Eichen- und Auenwälder.
  • Aktuell sind nur 8,8 Prozent aller Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen in einem sehr guten oder guten ökologischen Zustand.

 
Die Ursachen des Artenrückgangs und des Verlusts an biologischer Vielfalt sind häufig menschengemacht: Neben den Folgen des Klimawandels gehören hierzu unter anderem eine zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gingen im Jahr 2020 täglich in Nordrhein-Westfalen etwa 5,7 Hektar an Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten für Siedlungs- und Verkehrsnutzungen verloren.
 
Die Landesregierung will dem Verlust der biologischen Vielfalt und dem fortschreitenden Artenrückgang gegensteuern. „Die Biodiversitätskrise ist die zweite große ökologische Krise unserer Zeit“, sagte Minister Krischer. „Die Landesregierung hat sich vorgenommen, mit einer Vielzahl von Maßnahmen und einer umfangreichen Finanzierung die Biodiversitätskrise wirksam zu bekämpfen und in allen Politikfeldern mitzudenken.“
 
Krischer wird sich in den nächsten Wochen im Rahmen seiner Informationsreise quer durch Nordrhein-Westfalen vor Ort von Expertinnen und Experten über den Zustand der Natur, über ambitionierte Artenschutz-Projekt sowie über notwendige Maßnahmen informieren lassen. Im Rahmen der ersten beiden Stationen besuchte Minister Krischer den Nationalpark Eifel und die NABU-Naturschutzstation Münsterland.

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