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Umweltminister Krischer: Müssen uns in Klimakrise besser gegenüber Extremwetter und Hochwasser stärken

Minister Oliver Krischer besucht den neuen Hochwassermeldepegel Oestinghausen/Ahse

Umweltminister Krischer: Müssen uns in Klimakrise besser gegenüber Extremwetter und Hochwasser stärken

Auftakt der #Thementour2024 von Minister Oliver Krischer – Ausbau des Pegelnetzes – Stärkung des technischen und natürlichen Hochwasserschutzes

14.06.2024

Durch die Klimakrise werden Extremwetter-Ereignisse häufiger und intensiver. Die großräumigen Winter-Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und jetzt die schweren Hochwasser im Süden und Südwesten Deutschlands haben erneut gezeigt, wie wichtig funktionierende Schutzanlagen im Gelände und moderne Hochwasserüberwachungs- und Informationssysteme sind. 

„Extremwetter und Hochwasser werden unser Land durch die Menschen verursachte Klimakrise künftig noch häufiger und intensiver treffen – daher ist es existenziell, dass wir uns gegenüber solchen Katastrophen weiter stärken. An vielen Gewässerpegeln wurden in den vergangenen Jahren historische Höchstwerte überschritten – wir müssen uns darauf einstellen, dass das Extreme das neue Normal wird“, sagte Umweltminister Oliver Krischer zum Auftakt seiner diesjährigen #Thementour2024. „Dazu müssen wir Hochwasserschutzanlagen auf den aktuellen Stand der Technik halten und mit natürlichen Aue-Lebensräumen und Wasserspeichern kombinieren. Zudem sind funktionierende Mess- und Informationssystem essentiell, um die Bevölkerung möglichst frühzeitig auf Gefahren hinweisen zu können.“ Leitschnur für Nordrhein-Westfalen ist der 10-Punkte-Plan des Umweltministeriums zur Stärkung des Hochwasserschutzes im Klimawandel. 

Laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NordrheinWestfalen (LANUV) hinterlässt der Klimawandel in Nordrhein-Westfalen deutliche Spuren: „In den letzten Jahren haben wir mehrere Dürrejahre mit gleichzeitigen katastrophalen Starkregenereignissen zum Beispiel im Jahr 2021 erlebt. Unsere Daten zu den Folgen des Klimawandels unterstreichen die Tendenz, dass Wetterextreme häufiger und intensiver werden. Das Jahr 2023 war in Nordrhein-Westfalen das nasseste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es fielen in der Summe rund 1.204 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Das sind im Vergleich zum langjährigen Mittel 42 Prozent mehr“, so Elke Reichert, Präsidentin des LANUV. 

Ausbau des Pegelnetzes

Um rechtzeitig auf drohendes Hochwasser reagieren zu können, sind Informationen über die aktuellen Wasserstände und deren Entwicklung von entscheidender Wichtigkeit. Im Auftrag des Umweltministeriums erweitert das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) daher derzeit das vorhandene Pegelnetz. Insgesamt stehen im Land bislang 103 Messpegel des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) für Hochwasserinformationsmeldungen zur Verfügung. Dieses Netz soll um 25 neue Pegelstandorte erweitert werden. Um sich über die Fortschritte zu informieren, besucht Minister Krischer im Rahmen der Thementour das Pegelbauwerk Oestinghausen an der Ahse, der als erster neuer Hochwassermeldepegel durch das LANUV in Betrieb genommen wurde.  

„Der neue Pegel wurde mit modernster Mess- und Datenübertragungstechnik ausgestattet. Dabei stand neben der Messgenauigkeit vor allem die Ausfallsicherheit im Vordergrund. Auch bei Ausfall der Solarversorgung kann der Pegel noch über 14 Tage mit seiner unabhängigen Stromversorgung in vollem Umfang weiter betrieben werden, seine Daten übermitteln und die Überschreitung von Hochwassermeldewerten melden. Der neue Hochwassermeldepegel wird zukünftig gemeinsam mit den Pegeln Westtünnen an der Ahse und Süddinker am Salzbach die Vorhersage für die Ortschaften an der Ahse sowie die Stadt Hamm verbessern und die Vorwarnzeiten verlängern“, erläuterte der Fachbereichsleiter Hydrologie, Roland Funke vom LANUV NRW.

Aufbau eines Deichkatasters

Ein weiterer zentraler Baustein ist die Prüfung und Verbesserung der Funktionalität der Hochwasserschutzanlagen. Insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen über 500 Kilometer Hochwasserschutzanlagen an den größeren Flüssen des Landes. Auf Veranlassung des Umweltministeriums wird zurzeit eine aktuelle Erhebung zum Sanierungserfordernis dieser Hochwasserschutzanlagen durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den Bezirksregierungen wurde ein landesweites Kataster für Hochwasserschutzanlagen (Deichkataster) aufgebaut, in dem die Lage, die Eigenschaften und der Zustand der Hochwasserschutzanlagen in Nordrhein-Westfalen systematisch erfasst werden. Auf dieser Basis soll im darauf aufbauenden Schritt ein Priorisierungskonzept erarbeitet werden, in dem die Maßnahmen an den sanierungsbedürftigen Hochwasserschutzanlagen entsprechend eines risikobasierten Vorgehens bewertet werden. Nach vorläufiger Auswertung der Daten besteht etwa bei der Hälfte der Hochwasserschutzanlagen an den größeren Flüssen des Landes Handlungsbedarf. 

Technischer und natürlicher Hochwasserschutz – Unterstützung der Hochwasserschutzpflichtigen

Zum Ausbau und zur Modernisierung stellt das Land umfangreiche Mittel zur Unterstützung der Hochwasserschutzpflichtigen (Kommunen, Deichverbände) bereit. Betrugen die Fördermittel zur Unterstützung der Hochwasserschutzpflichtigen im Jahr 2015 noch rund 30 Millionen Euro, wurden diese entsprechend der Mittelbedarfe der Hochwasserschutzpflichtigen in den Jahren 2023 und 2024 auf jeweils über 80 Millionen Euro erhöht. Der Fördersatz beträgt dabei bis zu 80 Prozent der förderfähigen Ausgaben.

Ein Beispiel ist die Deichsanierung Wallach des Deichverbandes Duisburg-Xanten in Rheinberg, die Minister Krischer ebenfalls im Rahmen der Thementour besichtigt. Diese umfasst eine Länge von über 4,6 Kilometer und ist unterteilt in zwei Bauabschnitte. Die Sanierungsmaßnahme schließt die Lücke zwischen den bereits sanierten Deichen „Orsoy-Land“ im Süden und „Wesel-Büderich“ im Norden. Da das Gebiet unter Senkungseinfluss des Salzbergbaus liegt, werden zusätzlich rund zwei Meter Vorsorgehöhen zur Kompensation der voraussichtlich eintretenden Bergsenkungen eingeplant.  

Neben Deichen und technischen Bauwerken haben natürliche Auen und Wasserspeicher eine wichtige Funktion für den Hochwasserschutz. Wie diese optimiert werden können, besichtigt Minister Krischer im Rahmen der Thementour an der Emscher in Oberhausen. Dort möchte die Emschergenossenschaft wieder einen natürlichen Lauf der Emscher und die Entwicklung von Auen-Lebensräumen ermöglichen. Hierzu ist eine Deichrückverlegung geplant, die Raum für Fluss und Natur schafft. Mehr als eine Millionen Kubikmeter Wasser soll das etwa 40 Hektar große Areal künftig fassen können.

Wichtige natürliche Wasserspeicher sind Moore. Kürzlich haben Umweltministerium und LANUV ein Naturschutz-Fachkonzept zur Wiederherstellung von Mooren in Nordrhein-Westfalen erstellt. Hierzu wird in Kürze eine eigene Thementour von Minister Krischer stattfinden.

Umfangreiche Angebote zur Hochwasser-Information

Um die breite Öffentlichkeit schneller und besser über Hochwassergefahren zu informieren, hat das LANUV das Hochwasserportal.NRW entwickelt. Es informiert unter anderem über die Online-Messdaten der Hochwassermeldepegel, der gewässerkundlichen Pegel und der Niederschlagsmessstellen des LANUV. Darüber hinaus können beispielsweise Hochwassergefahrenkarten mit der Darstellung möglicher Überflutungen angezeigt werden. Bei bevorstehenden und aktuellen Hochwasserlagen in Nordrhein-Westfalen werden auf dem Hochwasserportal.NRW regelmäßig Lageberichte zur hydrologischen Bewertung der Wettersituation und der Entwicklung der Wasserstände in den Gewässereinzugsgebieten unseres Landes zur Verfügung gestellt.

Über die App NINA werden in Nordrhein-Westfalen bei drohendem oder eingetretenem Hochwasser regionsbezogene Hochwasserinformationen für 17 Flusseinzugsgebiete bereitgestellt. Damit werden die Bürgerinnen und Bürger aktiv über vorliegende Hochwasserinformationen benachrichtigt. Alle Smartphones, welche die App installiert und entsprechend eingestellt haben, erhalten eine Benachrichtigung, wenn im entsprechenden Gebiet Hochwasserinformationen des LANUV im Hydrologischen Lagebericht bereitgestellt werden. Dazu müssen Nutzerinnen und Nutzer wahlweise den aktuellen Standort abonniert haben und sich im betroffenen Einzugsgebiet befinden, oder sie werden über die Hochwassergefahr an einem unter „Meine Orte“ abonnierten Ort informiert, wenn dieser im betroffenen Einzugsgebiet liegt. Wichtig ist dabei, dass in den Einstellungen von NINA unter Hochwasserwarnungen die Einstellung „Benachrichtigungen erhalten“ aktiviert wird. Die Informationen des LANUV dienen auch den zuständigen Kreisen und Gemeinden für die Warnung der Bevölkerung.

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