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Zahl der Woche: 121 Wildkatzen leben im Nationalpark Eifel

Zahl der Woche: 121 Wildkatzen leben im Nationalpark Eifel

Erfolg durch intakte Lebensräume – Ambitionierter Natur- und Artenschutz

12.07.2024

Grau-schwarz getigert, helle Nase, schwarzer Strich am Rücken – immer mehr Wildkatzen sind im Nationalpark Eifel zuhause. Hier finden die scheuen Waldbewohnerinnen und Waldbewohner genau die Lebensbedingungen, die sie benötigen: Große, zusammenhängende Mischwaldflächen zum Herumstreifen, strukturreiches Offenland, ruhige Dickichte zum Verweilen und reichlich Versteckmöglichkeiten für die Aufzucht von Jungen. Dank des alten Baumbestandes im Nationalpark finden die Wildkatzen dort viele Baumhöhlen und Wurzelteller umgestürzter Bäume. Als Charakterart des Nationalparks trägt die Wildkatze daher auch den Spitznamen „Eifeltiger“. 

Nach umfangreicher Forschungsarbeit ist nun klar: Derzeit sind mindestens 121 Tiere im Gebiet des Nationalparks Eifel beheimatet. Das ergab kürzlich die Auswertung von Fotofallen und genetischen Analysen. Dabei handelt es sich um 81 männliche Wildkatzen – genannt Kuder – und 40 Katzen. 

„Nordrhein-Westfalen hat einzigartige Naturlandschaften mit einer faszinierenden Artenvielfalt“, sagt Umweltminister Oliver Krischer. Mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten und rund 70 verschiedene Lebensräume bilden die Grundlage für den Artenreichtum in Nordrhein-Westfalen. „Sie zu bewahren und zu schützen, ist eine existenzielle Aufgabe“, so der Minister weiter. Denn auch in Nordrhein-Westfalen sei der Verlust an biologischer Vielfalt weiterhin hoch. Minister Krischer: „Der Nationalpark Eifel ist ein Aushängeschild für Nordrhein-Westfalen und ein wichtiges Herzstück des Natur- und Artenschutzes. Die Zahlen zum Bestand der Wildkatzen unterstreicht das“, sagt Umweltminister Oliver Krischer.

„Mit der Erhebung haben wir erstmals eine verlässliche Bestandszahl für die bedeutende Wildkatzenpopulation in unserem Schutzgebiet, mit der wir in Zukunft auch Entwicklungen deutlich machen können. Vorherige Zahlen beruhten noch auf Schätzungen“, erläutert Michael Lammertz, kommissarischer Leiter der Nationalparkverwaltung Eifel.

Um den Bestand zu ermitteln, wenden die Forschenden eine besondere Monitoring-Methode an: mit Baldriantinktur eingesprühte Holzpfosten. Der Duft ist für Wildkatzen unwiderstehlich. Vom Geruch angelockt, reiben sich die Tiere an den Stöcken und hinterlassen dabei Haare mit ihrer DNA. So können Individuen genau bestimmt werden. Weiteren Aufschluss erhalten die Forschenden über tot aufgefundene Wildkatzen, die beispielsweise bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind. 

Doch Wildkatzen fühlen sich in NRW nicht nur in der Eifel wohl: Dank Naturschutz-Maßnahmen sind die Wildkatzen auch in anderen Regionen NRWs anzutreffen. Dazu gehören das Sauerland, der Arnsberger Wald, die Egge und das Oberwälder Bergland im Kreis Höxter. Im vergangenen Jahr gelang dem BUND auch erstmals wieder ein Nachweis von mindestens zwei Wildkatzen bei Waldbröl und von Wildkatzennachwuchs im Aachener Stadtwald.

Der Nationalpark Eifel ist seit 20 Jahren ein Hort der Artenvielfalt: Waren anfangs im Schutzgebiet 230 gefährdete Arten bekannt, konnten Forscherinnen und Forscher mittlerweile mehr als 2.600 Rote-Liste-Arten nachweisen, die im Nationalpark wertvollen Lebensraum finden. Insgesamt leben in dem Schutzgebiet an der belgischen Grenze sogar mehr als 11.400 Arten und damit über ein Viertel des gesamten bekannten Arteninventars in NRW. 

Neben der Wildkatze erobern Biber, Milane, Mauereidechsen, Wildnarzissen und auch typische Arten für alte Wälder wie der „Urwald-Pilz“ Ästiger Stachelbart den Nationalpark als Lebensraum. Einst verschwundene Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile wieder in Nordrhein-Westfalen heimisch und in ihrem Bestand gefährdete Arten konnten sich wieder erholen. Die biologische Vielfalt ist dennoch weiter bedroht: Fast die Hälfte der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten stehen in Nordrhein-Westfalen auf der „Roten Liste“. Das heißt, sie sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Dies belegt auch der aktuelle Umweltindikator „Gefährdete Arten“, der im Mai veröffentlicht wurden. 

Zur weiteren Stärkung des Natur- und Artenschutzes setzt die Landesregierung auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das unter anderem die Verdoppelung der Landesmittel für Naturschutz, ein Moorschutz-Konzept sowie die Weiterentwicklung der Biodiversitätsstrategie umfasst.