Zahl der Woche: 55 Gewässer mit Edelkrebsen besetzt - Edelkrebsprojekt setzt sich für Erhalt der bedrohten Arten ein
Weltwassertag am 22. März 2024 - Umweltminister Oliver Krischer: "Unsere Flüsse und Bäche mit ihren begleitenden Auen sind die Lebensadern Nordrhein-Westfalens und unverzichtbar für die biologische Vielfalt"
Edelkrebse und Steinkrebse sind die einzigen heimischen Flusskrebsarten. In früheren Zeiten waren Edelkrebse weit verbreitet und besiedelten Bäche, Flüsse und Seen mit strukturreichen Ufern, in denen sie Höhlen gruben, um tagsüber Schutz zu suchen. Während Edelkrebse auch im Flachland verbreitet waren, kamen Steinkrebse vor allem in kühleren Hochlagen vor. Durch starken Fang, den Verbau und die Verschmutzung von Gewässern sind die Vorkommen der heimischen Flusskrebse jedoch in vielen Gewässern verschwunden. Mittlerweile wurden in den heimischen Gewässern mindestens sechs zugewanderte Krebsarten nachgewiesen. Hierzu gehören Signalkrebse, Kamberkrebse, Rote Sumpfkrebse, Kalikokrebse, Galizische Sumpfkrebse oder auch Marmorkrebse, deren Weibchen sich sogar ohne Paarung vermehren können. Mit neuen Arten wurde auch die Krebspest eingeschleppt, die ebenfalls zu einem starken Rückgang der heimischen Krebsvorkommen führte. Denn nordamerikanische Krebse sind gegenüber dieser Krankheit meist resistent, während sie bei Edel- und Steinkrebsen in der Regel zum Tod führt. Aufgrund ihrer starken Rückgänge stehen Edelkrebse und Steinkrebse daher als vom Aussterben bedrohte Arten auf der Roten Liste und gehören zu den europaweit geschützten Arten der FFH-Richtlinie.
Nur rund 10 Prozent aller Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen sind in einem sehr guten oder guten ökologischen Zustand. "Unsere Flüsse und Bäche mit ihren begleitenden Auen sind die Lebensadern Nordrhein-Westfalens und unverzichtbar für die biologische Vielfalt", so Umweltminister Oliver Krischer. Zudem sind saubere und vitale Gewässer wichtig für den Hochwasserschutz, die Klimaanpassung und die Trinkwasserversorgung. Durch ein umfangreiches Maßnahmenpaket mehrerer Tausend Einzelvorhaben sollen die Gewässer in Nordrhein-Westfalen wieder zu vitalen Lebensadern der Natur werden, zu wichtigen Naturräumen und Naturlandschaften.
Mit der Wiederansiedlung heimischer Krebsarten in geeigneten Gewässern und dem Schutz ihrer Lebensräume leistet das "Edelkrebsprojekt NRW" einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Hierbei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des Fischereiverbandes NRW, des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und des NABU NRW. Durch Wiederansiedlungsmaßnahmen ist es gelungen, die Vorkommen der beiden heimischen Flusskrebsarten zu bewahren. Seit 2016 wurden insgesamt 55 Gewässer mit Edelkrebsen besetzt. Viele Tausend Jungtiere wurden hierzu gezüchtet und in geeigneten Gewässern ausgewildert. Auch für die Ansiedlung der Steinkrebse setzt sich das Edelkrebsprojekt NRW ein. Ihre Nachzucht ist jedoch deutlich anspruchsvoller. Trotzdem konnten mit Kooperationspartnern bisher vier Gewässer mit Steinkrebsen besetzt werden. Hierzu gehören auch Gewässer im Nationalpark Eifel, in die bereits mehrere Hundert Steinkrebse ausgesetzt wurden. Schnell strömende, kühle und sauerstoffreiche Bachoberläufe wie sie der Steinkrebs benötigt, sind auch Lebensraum für viele weitere selten gewordene Arten wie Koppe oder Bachneunauge.
Wichtig für die Wiederansiedlung sind Gewässer, in denen keine nordamerikanischen Flusskrebse zuwandern können, um eine weitere Ausbreitung der Krebspest zu verhindern. Zudem profitieren die heimischen Krebse von naturnahen Ufer- und Gewässerstrukturen mit Versteckmöglichkeiten und einer guten Wasserqualität. Um dauerhaft stabile Populationen der heimischen Flusskrebse zu erreichen, sucht und prüft das Edelkrebsprojekt geeignete Gewässer, professionalisiert die künstliche Nachzucht der Krebse, betreibt Öffentlichkeitsarbeit und bildet Flusskrebskartiererinnen und -kartierer aus.
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