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Zahl der Woche: 70 Jahre Zebrastreifen

Zahl der Woche: 70 Jahre Zebrastreifen

Auch 70 Jahre nach seiner Verankerung in der Straßenverkehrsordnung ist der Zebrastreifen weit verbreitet und hat so manche Novelle überstanden. Verkehrsminister Oliver Krischer hat die geplante Reform des Straßenverkehrsgesetzes und der damit zusammenhängenden Straßenverkehrsordnung grundsätzlich begrüßt. Die geplante Änderung sieht u. a. vor, dass Zebrastreifen leichter angeordnet und damit in größerer Anzahl eingesetzt werden können.

31.08.2023

Seit 1964 ist der gestreifte Fußgängerüberweg aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken und bietet Sicherheit im Verkehr

Das Zebra wird 70. 70? Das wäre ja mal ein Alter für das weiße-asphaltgraue Streifentier, dessen Fellzeichnung je nach Art zwischen 30 und 80 Streifen aufweist und bei jedem Tier einzigartig ist. Aber 70 Jahre alt, nein so alt wird die Pferdeart dann doch nicht. Experten gehen von einer Lebenserwartung zwischen 20 und maximal 40 Jahren in der freien Wildbahn aus. Die 70, die schreiben wir in diesem Jahr dem anderen Zebra zu, jenem, das uns im Straßenverkehr begleitet. Der "Zebrastreifen" ist am 24. August 1953 als "Fußgängerüberweg" (Verkehrszeichen 293) und in den § 26 der Straßenverkehrsordnung aufgenommen worden. Von einem Zebra, das für mehr Ordnung im Straßenverkehr sorgen sollte, war da noch nicht die Rede. "Dickstrichkette" wurde das Zeichen vielmehr im Beamtendeutsch genannt - angelehnt an das Muster und Normvorgaben: In der Regel sind die weißen Striche mindestens drei Meter lang, 50 Zentimeter breit und im Abstand von 50 Zentimetern auf die Fahrbahn gemalt - die ersten in Deutschland schon 1952 in München. Seit vielen Jahren begeht die Deutsche Studiengesellschaft für Straßenmarkierungen e.V. am 1. September den "Tag des Zebrastreifens". Etwa 80 Prozent aller Unfälle mit Fußgängerbeteiligung ereignen sich beim Überqueren von Straßen. Die Verkehrsunfallstatistik in Nordrhein-Westfalen 2022 weist 67 tödlich verunglückte und 6996 verletzte Fußgänger im Straßenverkehr auf. Bundesweit kam es zu 3745 Unfällen an Zebrastreifen, bei denen Menschen verletzt wurden. 15 überlebten die Unfälle nicht.
Der Zebrastreifen soll die Verkehrssicherheit erhöhen. Bereits vier Jahre vor seiner Einführung in Deutschland gab es den weltweit ersten Zebrastreifen in London: 1948 wurden probeweise gestrichelte Linien an Kreuzungen angebracht. 1949 tauchte der Überweg dann erstmals in einem internationalen Straßenverkehrsabkommen auf. Doch mit dem Einzug des Zebras in die bundesdeutsche Straßenverkehrsordnung wurde es noch nicht unbedingt sicherer auf den Straßen. Es kam noch immer zu vielen Unfällen, weil klare Regeln fehlten. Die Autofahrer waren gesetzlich noch nicht verpflichtet, an Zebrastreifen anzuhalten. Das "Hamburger Abendblatt" unterstützte eine Verkehrserziehungswoche der Hamburger Polizei im April 1954 mit der "Aktion Zebra". Die Polizisten notierten sich die Kennzeichen vorbildlich fahrender Autofahrer, die Zeitung veröffentlichte deren Namen und übergab ihnen für die Windschutzscheiben Plaketten, auf denen ein Zebra abgebildet ist. Dabei ist es eigentlich nicht das Steppentier, das symbolischer Namensgeber für den Zebrastreifen ist. "Zebra" ist nämlich die Abkürzung für "Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrens".

Erst seit 1964 haben Passanten - und heute auch Nutzerinnen und Nutzer von Rollstühlen und Krankenfahrstühlen - ausdrücklich das Vorrecht. Seitdem gilt die "Lex Zebra". Wenn nötig, müssen Autofahrerinnen und Autofahrer, Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer, Radfahrerinnen und Radfahrer nun am Zebrastreifen warten und Fußgängern das Überqueren der Fahrbahn ermöglichen. Die einzige Ausnahme bilden Straßenbahnen, die jederzeit über den Zebrastreifen fahren dürfen. Bei stockendem Verkehr dürfen Fahrzeuge nicht auf der Markierung halten, zudem darf an Zebrastreifen nicht überholt werden. Weiterhin gilt ein Halte- und Parkverbot auf bzw. bis zu fünf Meter vor dem Zebrastreifen. Wer Fußgänger nicht Vorrang gewährt, muss mit einem Bußgeld von 80 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen.

In Österreich und Island hat mittlerweile der 3D-Zebrastreifen in den Straßenverkehr Einzug gehalten. Die Balken werden so aufgemalt, dass sie den Eindruck vermitteln, es liegen richtige Balken auf der Fahrbahn. In Deutschland hat sich das Bundesverkehrsministerium 2018 dagegen ausgesprochen. Die Gefahr von Auffahrunfällen werde durch die Projektion von Hindernissen grundlos erhöht, zudem funktioniere der optische Effekt nur in einer Fahrtrichtung.

Auch 70 Jahre nach seiner Verankerung in der Straßenverkehrsordnung ist der Zebrastreifen im Straßenverkehr viel verbreitet und hat so manche Novelle der Straßenverkehrsordnung überstanden. Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister und Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Oliver Krischer, hat die geplante Reform des Straßenverkehrsgesetzes und der damit zusammenhängenden Straßenverkehrsordnung grundsätzlich begrüßt. Die geplante Änderung der StVO sieht u. a. vor, dass Zebrastreifen leichter angeordnet und damit in größerer Anzahl als heute eingesetzt werden können. "Eine Reform ist seit langem überfällig. Es ist gut, wenn die Bundesregierung das jetzt endlich angeht." Ein Bündnis von mehr als 900 Städten fordert mehr Handlungsfreiheit für die Kommunen, um Verkehrsprobleme vor Ort flexibel lösen zu können. "Dem steht die Straßenverkehrsordnung heute oft entgegen. Auch die Verkehrsministerkonferenz hat eine grundlegende Reform - zuletzt im März in Aachen - angemahnt. Ich hoffe, dass Bundesregierung und Bundestag jetzt tatsächlich mutige Schritte gehen und den Kommunen mehr Handlungsfreiheit geben. Die Zeiten des Stillstands und der Blockaden von Veränderungen müssen ein Ende haben", so der Minister.

Die Verkehrsministerkonferenz hatte in ihrem jüngsten Beschluss mehr Flexibilität und Freiheit für die Kommunen beim Tempo 30 eingefordert: "Immer mehr Kommunen wollen selbst entscheiden, wie sie ihren Verkehr vor Ort organisieren und lenken. Bisher leiden die Städte in Verkehrsangelegenheiten unter einer überbordenden Bürokratie. Dieser enge Rahmen sollte gelockert werden, um den Verkehr sicherer, klimaschonender und gesünder zu gestalten", waren sich die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren einig. Die Straßenverkehrssicherheit ist auch im 70. Jahr des "Zebras" ein großes Thema der Verkehrspolitik.