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Zahl der Woche: Bekassine – nur noch 10 bis 35 Brutpaare des seltenen Watvogels leben in Nordrhein-Westfalen

Zahl der Woche: Bekassine – nur noch 10 bis 35 Brutpaare des seltenen Watvogels leben in Nordrhein-Westfalen

07.08.2024

Sie sind gut an ihren langen Schnäbeln und dem längsgestreiften Federkleid zu erkennen. Im Volksmund werden sie auch „Himmelsziege“ genannt, denn in der Balz können die bis zu 27 Zentimeter großen Vögel mit ihren Schwanzfedern laute „Mecker-Geräusche“ erzeugen. Und Grund zu meckern hätten Bekassinen reichlich. Denn mit der Zerstörung von Mooren und Feuchtwiesen haben sie große Teile ihrer Lebensräume verloren. Als Watvögel können Bekassinen dort ihre langen Schnäbel gut einsetzen, um in den feuchten Böden nach Nahrung zu suchen. 

In Nordrhein-Westfalen kommt die Bekassine nur noch im Westfälischen Tiefland und im Münsterland vor. Die bedeutendsten Brutvorkommen liegen im Vogelschutzgebiet „Bastauniederung“, insbesondere im Großen Torfmoor. In den letzten Jahren schwankte der Gesamtbestand in NRW zwischen 10 und 35 Brutpaaren. 

Zusätzlich nutzen Bekassinen, die in anderen Regionen brüten, Nordrhein-Westfalen im Frühjahr und im Herbst auch als Rastgebiet. Auch als Rastgebiete werden Verlandungsbereiche, Schlammflächen und Sümpfe in Feuchtgebieten und Mooren genutzt. Das bedeutendste Rastvorkommen in Nordrhein-Westfalen liegt im Vogelschutzgebiet „Rieselfelder Münster“ mit Maximalbeständen von bis zu 50 Individuen. 

Aufgrund der starken Bestandsrückgänge gilt die Bekassine laut der Roten Liste in Nordrhein-Westfalen als vom Aussterben bedroht. Besonders gefährdet ist ihr Vorkommen durch den Verlust von Mooren, Nasswiesen und Überschwemmungsflächen, die Zerschneidung, Verkleinerung und intensive Nutzung ihrer Lebensräume und die Veränderung des Wasserhaushaltes in Feuchtgebieten. Empfindlich reagieren Bekassinen zudem auf Störungen an den Brutplätzen sowie an Rast- und Nahrungsflächen.

Die Rückkehr und Ausbreitung von Tierarten wird möglich, wenn deren Lebensräume wiederhergestellt worden sind und damit die Tiere die entsprechenden Rückzugsräume für ein Überleben in möglichst naturnahen Biotopen finden. Ein wichtiger Baustein für den Schutz der Bekassine und vieler anderer Tier- und Pflanzenarten ist die Renaturierung von Mooren. Im Auftrag des Umweltministeriums hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hierfür eine naturschutzfachliche Potenzialanalyse erarbeitet. Demnach nehmen Moor-Lebensraumtypen nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie heute nur noch rund 1.620 Hektar ein. Für die Renaturierung von Mooren besteht laut LANUV ein theoretisches Potenzial von insgesamt 23.260 Hektar. Da die früheren Moor-Standorte heute ganz unterschiedlichen Landnutzungen unterliegen, soll auf dieser Basis in einem nächsten Schritt gemeinsam mit den relevanten Institutionen geprüft werden, welche Flächen für konkrete Renaturierungsmaßnahmen geeignet sind. Auf einer „Moorschutzkonferenz NRW“ im November in Düsseldorf sollen erste Umsetzungsmöglichkeiten und Fördermöglichkeiten vorgestellt und diskutiert werden.

Um sich über Möglichkeiten und Herausforderungen bei umgesetzten und geplanten Moor-Renaturierungen auszutauschen, besucht Umweltminister Oliver Krischer am 8. August 2024 im Rahmen seiner Thementour 2024 zudem drei Moorgebiete. Zunächst wird er sich mit dem BUND NRW im Naturschutzgebiet Gierather Wald in Bergisch Gladbach über das Förderprojekt „Renaturierung von Moorlebensräumen auf der Bergischen Heideterrasse“ austauschen. Anschließend wird Minister Krischer das „Oppenweher Moor“ und das Naturschutzgebiet „Weißes Moor" im Kreis Minden-Lübbecke besuchen.