
Bachmuschel
Während sie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Nord- und Mitteleuropa noch weit verbreitet war, ist ihr Bestand seither drastisch zurückgegangen. Hauptursachen sind der Ausbau der Fließgewässer sowie die zunehmende Verunreinigung mit Nähr- und Schadstoffen. Heute gehört die Bachmuschel (Unio Crassus) zu den seltensten Tierarten in Nordrhein-Westfalen.
Sehr seltene Süßwassermuschel
Die Bachmuschel (Unio crassus) ist eine Süßwassermuschel, die in klaren, sauerstoffreichen Bächen und Flüssen mit sandig-kiesigem Untergrund lebt. Sie kann bis zu 15 Jahre alt werden und erreicht eine Größe von etwa 6 bis 8 cm. Als „Filtrierer“ spielt sie eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie organische Partikel aus dem Wasser aufnimmt und so zur Wasserreinigung beiträgt. Die Fortpflanzung der Bachmuschel ist eng mit bestimmten Fischarten wie der Groppe oder dem Stichling verknüpft: Ihre Larven (Glochidien) heften sich an die Kiemen dieser Wirtsfische, wo sie sich einige Wochen entwickeln, bevor sie sich absetzen und im Sediment zu Jungmuscheln heranwachsen. Die Bachmuschel zählt in Nordrhein-Westfalen zu den seltensten Tierarten. Während sie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Nord- und Mitteleuropa noch weit verbreitet war, ist ihr Bestand seither drastisch zurückgegangen. Hauptursachen sind der Ausbau der Fließgewässer sowie die zunehmende Verunreinigung mit Nähr- und Schadstoffen. Auch der Lebensraumverlust und der Rückgang ihrer Wirtsfische gefährdet die Art. Die größten Bestände befinden sich im Kreis Paderborn, insbesondere im Einzugsgebiet der oberen Lippe. In anderen Regionen Nordrhein-Westfalens sind Vorkommen der Bachmuschel äußerst selten oder nicht mehr vorhanden.
Artenhilfsprogramm Durchgängige Fließgewässer
Das Artenschutzprojekt umfasst verschiedene Maßnahmen, um die Lebensbedingungen für die Bachmuschel und ihre Wirtsfische zu verbessern. Dazu gehören die Pflege und Optimierung des Lebensraums, um geeignete Bedingungen für Muscheln und Fische zu erhalten, sowie die Regulierung von Bisam und Aal, die Muscheln bzw. ihre Wirtsfische stark dezimieren können.
Die Biologische Station Kreis Paderborn-Senne e.V. setzt gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume um. Dazu gehört die Verbesserung der Grabenstruktur, sodass die Gewässer den ökologischen Anforderungen der Bachmuschel und ihrer Wirtsfische, insbesondere der Stichlinge, besser entsprechen. Zudem wird die Durchgängigkeit des Fließgewässers wiederhergestellt, um die natürliche Verbreitung der Muschellarven und Fische zu ermöglichen. Eine regelmäßige Mahd der Grabenränder sowie eine umsichtige Sohlräumung helfen, eine übermäßige Faulschlammbildung zu verhindern, die den Muscheln schaden würde. Um die Verluste durch Prädatoren zu minimieren, werden Bisams als potenzielle Fressfeinde der Muscheln und Aale als Räuber der Wirtsfische regelmäßig im Auftrag des Kreises Paderborn gefangen. Die gefangenen Aale werden anschließend in geeignete Gewässer umgesetzt, um das ökologische Gleichgewicht in den Schutzgebieten zu erhalten.