
Flussperlmuschel
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) ist eine der größten Süßwassermuscheln Europas und lebt in klaren, sauerstoffreichen Flüssen und Bächen. Sie kann ein Alter von 100 bis 200 Jahren erreichen und hat einen komplexen Lebenszyklus. Durch gezielte Schutzmaßnahmen und Nachzuchtprogramme existiert heute wieder eine Population junger Muscheln im Perlenbach bei Monschau.
Eine der größten Süßwassermuscheln Europas
Ihre Larven, die sogenannten Glochidien, sind auf Wirtsfische wie Forellen oder Lachse angewiesen. Dort heften sie sich an die Kiemen oder die Haut des Fisches, wo sie mehrere Wochen oder Monate verbleiben, bevor sie abfallen, sich am Flussboden festsetzen und zu Jungmuscheln heranwachsen.
Erwachsene Flussperlmuscheln verankern sich im Sediment und ernähren sich durch Filtration von Plankton und organischen Partikeln. Damit tragen sie zur Reinigung des Wassers bei und verbessern die Wasserqualität. Sie können Perlen bilden, wenn Fremdkörper wie Sandkörner oder Parasiten von Perlmut umhüllt werden. Allerdings geschieht dies nur selten, und die Perlen sind meist kleiner und weniger wertvoll als Salzwasserperlen.
In Nordrhein-Westfalen befindet sich das letzte Vorkommen der Flussperlmuschel im Perlenbach bei Monschau. Vor etwa 200 Jahren lebten dort schätzungsweise 50.000 dieser Muscheln; bis 1980 war die Zahl auf etwa 700 gesunken. Zwischen 2009 und 2015 starben die letzten Altmuscheln, doch durch gezielte Schutzmaßnahmen und Nachzuchtprogramme existiert heute wieder eine Population junger Muscheln in diesem Gebiet.
Artenhilfsprogramm Strömunglenker im Nationalpark Eifel
Das Bundesprojekt MARA (Margaritifera Restoration Alliance) hat das Ziel, die Flussperlmuschel in deutschen Gewässern zu schützen und wieder anzusiedeln. Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW. Maßnahmen wie die Renaturierung von Gewässern, die Verbesserung der Wasserqualität und die Förderung von Wirtsfischen wie Lachs und Forelle spielen dabei eine Rolle, da sie für den Lebenszyklus der Muschel essenziell sind. Zudem erfolgen Nachzüchtungen in speziellen Anlagen mit dem Ziel der Auswilderung.
Im Nationalpark Eifel engagiert sich die Biologische Station der StädteRegion Aachen gemeinsam mit der Stadt Monschau, dem Wasserwerk Perlenbach und weiteren Partnern für den Schutz der Flussperlmuschel. Der Fuhrtsbach, ein Zufluss des Perlenbachs, erhielt 2024 gezielt Strömungslenker aus Erlen- und Eschenstämmen, um die Strömung zu lenken und langfristig eine naturnahe Entwicklung zu fördern. Zudem wurde an mehreren Stellen standortgerechter Kies in den Bach eingebracht, der sich durch die Strömung optimal verteilt. Dabei kam ein deutschlandweit einzigartiges Verfahren zum Einsatz: Ein Saug- und Pumpwagen transportierte den Kies besonders schonend über Schläuche in das Bachbett. Diese Maßnahmen werden bis Ende 2025 mehrfach wiederholt, um optimale Lebensbedingungen für die Flussperlmuschel zu schaffen.