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Wildkatze

Noch im 19. Jahrhundert war sie in den bergigen Regionen Nordrhein-Westfalens flächig verbreitet. Mit der zunehmenden Industrialisierung und dem Verlust von natürlichen Lebensräumen schrumpfte ihr Bestand in NRW drastisch. Jetzt erobert sich die Wildkatze ihre Lebensräume zurück und ist damit eines der erfolgreichen Artenschutzprojekte in NRW.

Hauptverbreitungsgebiet:

  • die Eifelregion, das Sauerland, die Egge und das Oberwälder Bergland im Kreis Höxter.

Bestand:

  • 1.000 Tiere

Wildkatze erobert sich Lebensräume zurück

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) wird fälschlicherweise oft als Vorfahre aller heimischen Hauskatzen bezeichnet. Aber schon beim Aussehen gibt es Unterschiede: Die Wildkatze hat ein gelblichgrau bis bräunlich gefärbtes Rückenfell, das mit einem undeutlichen schwarzen Tigermuster gezeichnet ist. Über die Rückenmitte zieht sich von den Schulterblättern bis zur Schwanzwurzel ein schwarzer Aalstrich.

Die Wildkatze benötigt große zusammenhängende Laub- und Mischwälder mit reichlich Unterwuchs, Windwurfflächen, Waldrändern, ruhigen Dickichten und Wasserstellen. Bevorzugte Nahrungsflächen sind Waldränder, Waldlichtungen, waldnahe Wiesen und Felder, aber auch weiter entfernt gelegene gehölzreiche Offenlandbereiche. Darüber hinaus benötigen die Tiere ein ausreichendes Angebot an natürlichen Versteckmöglichkeiten als Schlafplätze und zur Jungenaufzucht. 

Noch im 19. Jahrhundert war sie in den bergigen Regionen Nordrhein-Westfalens flächig verbreitet. Mit der zunehmenden Industrialisierung und dem Verlust von natürlichen Lebensräumen schrumpfte ihr Bestand in NRW drastisch. 

Jetzt erobert sich die Wildkatze ihre Lebensräume zurück und ist damit eines der erfolgreichen Artenschutzprojekte in NRW. Nach und nach konnten die Wildkatzen auch wieder ihre ursprünglichen Lebensräume in anderen Regionen zurückgewinnen. Dazu gehören das Sauerland, der Arnsberger Wald, die Egge und das Oberwälder Bergland im Kreis Höxter. Im Jahr 2024 gelang auch erstmals wieder ein Nachweis von mindestens zwei Wildkatzen bei Waldbröl und von Wildkatzennachwuchs im Aachener Stadtwald. Erfasst wird das Wildkatzen-Vorkommen häufig mit Lockstöcken, die mit Baldriantinktur besprüht werden. Dadurch werden Wildkatzen angelockt, die dann mit Fotofallen oder auch genetischer Untersuchung hinterlassender Haarproben erfasst werden. Das Beispiel der Wildkatze zeigt, dass ein ambitionierter Naturschutz Früchte tragen kann. In den Roten Listen der gefährdeten Arten der Jahre 1986 und 1999 war die Wildkatze noch als „vom Aussterben bedroht" gekennzeichnet. In der Roten Liste 2011 wurde sie dank erfolgreicher Artenschutzmaßnahmen in die Kategorie „gefährdet" zurückgestuft. Den landesweiten Bestand schätzt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland heute auf 1.000 Tiere in Nordrhein-Westfalen. 

Artenhilfsprogramm Wildkatzenwälder von morgen

Das Artenhilfsprogramm für die Wildkatze nimmt Wald in den Fokus, denn Wildkatzen sind Waldbewohner. Ein aktuelles Projekt hat daher den Titel "Wildkatzenwälder von morgen", das bis Oktober 2028 läuft und durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt u.a. mit Mitteln des Umweltministeriums NRW gefördert wird. Koordination und praktische Umsetzung in NRW erfolgen im Wesentlichen durch den BUND in Zusammenarbeit mit Forstämtern, Biologischen Stationen und viel privatem Engagement.

Die Wildkatzenwälder von morgen bieten der Wildkatze optimale Lebensbedingungen. Sie sind naturnahe, „unaufgeräumte“ Wäldermit dickem Totholz (ganze Stämme, Wurzelteller) und dichtem Gebüsch, das Verstecke und sichere Rückzugsorte für die Jungenaufzucht schafft. Strukturreiche Waldränder und kleine Waldlichtungen mit ausreichend Deckungerleichtern die Jagd auf Mäuse, die Hauptnahrungsquelle der Wildkatze. Zudem werden Gefahrenquellen im Wald (z.B. alte Maschendrahtzäune) entfernt, um Unfälle und Risiken für die Tiere zu reduzieren.

Auch andere bedrohte, waldgebundene Tiere wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander, Mittelspecht, Hirschkäfer, Haselmaus und Laubfrosch profitieren von den wildkatzengerechten Wäldern und ihren Waldrändern.