Folgen des Klimawandels in NRW
Klimafolgen - und Anpassungsmonitoring NRW
Zur Entwicklung von adäquaten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ist es wichtig, die Folgen des Klimawandels zu kennen und zu verstehen. Im Auftrag des NRW-Umweltministeriums hat das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) daher ein Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring für Nordrhein-Westfalen (KFAM NRW) erarbeitet mit dem Ziel, die Auswirkungen des Klimawandels in NRW frühzeitig erkennen und den Fortschritt von Anpassungsprozessen verfolgen zu können. Auf der Grundlage des seit 2011 bestehenden Klimafolgenmonitoring NRW und angelehnt an bestehende Monitoringsysteme in Deutschland sowie international wurde ein möglichst aussagekräftiges und handhabbares KFAM-Indikatorenset von 79 Indikatoren entwickelt.
Die KFAM-Indikatoren repräsentieren den derzeitigen Stand der messbaren Auswirkungen des Klimawandels und der Reaktionen darauf in den verschiedenen Handlungsfeldern in NRW. Die Indikatoren zeigen allerdings nur die aufgrund der Datenverfügbarkeit zu messenden Auswirkungen und Aktivitäten auf und decken damit nicht alle relevanten Prozesse, Handlungsansätze und Auswirkungen in den Handlungsfeldern ab, die dem anthropogen verursachten Klimawandel zugeschrieben werden. Das KFAM NRW wird ausführlich im 3. Klimabericht des LANUV sowie auf der Webseite des LANUV beschrieben und dargestellt.
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Folgen des Klimawandels in Clustern verschiedener Handlungsfelder
Europäische Industriemetropole, drittgrößtes deutsches Agrarland, touristisches Reiseziel - kaum ein Bundesland vereint so viele unterschiedliche Wirtschaftsbereiche wie Nordrhein-Westfalen. Entsprechend vielfältig sind die Folgen des Klimawandels im Land. Gegliedert ist das KFAM in die fünf Cluster "Klima", "Umwelt", "Mensch", "Planung und Bau" sowie "Wirtschaft". In diesen Clustern sind die drei Grundlagenfelder der Klimaentwicklung Lufttemperatur, Niederschlag und Sonne, sowie die 16 Handlungsfelder des Klimaschutzplans NRW aggregiert. Ausführlichere Darstellungen sind in den jeweiligen Kapiteln des Klimaschutzplans bzw. des aktuellen Klimaberichts des LANUV enthalten.
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Vorstellung ausgewählter Handlungsfelder
Im Folgenden werden einige Handlungsfelder und die klimatischen Auswirkungen darauf vorgestellt. Für diese Handlungsfelder liegt die Koordinierung eines Großteils von Maßnahmen in Federführung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rund 50.000 Kilometer Fließgewässer, 2.000 stehende Gewässer und große Niederschlagsmengen machen Nordrhein-Westfalen zu einem wasserreichen Bundesland. Das wird der Klimawandel auch in Zukunft nicht ändern. Fragen stellen sich trotzdem, denen das Umweltministerium NRW aufmerksam nachgeht: Ist in Zukunft häufiger mit Hochwasser und Trockenperioden zu rechnen? Werden die Grundwasserstände eher steigen oder sinken? Werden Wasserqualität und Wasserversorgung durch klimatische Änderungen beeinträchtigt oder besteht in heißen Sommern die Gefahr, dass Trinkwasserspeicher austrocknen? Kommt es zu lokalem Fischsterben und zu Problemen mit Kühlwässern?
Gerade für den Hochwasserschutz ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Naturgefahren keine Neuigkeit, so dass man bei der Berücksichtigung der Folgen des Klimawandels auf langjährige Erfahrungen aufbauen kann. Gleichzeitig sind zum Beispiel die Trinkwasserversorgung sowie die Wasserversorgung für die Landwirtschaft, aber auch für andere Wirtschaftszweige und Lebensbereiche von existenzieller Relevanz, so dass die Wasserwirtschaft ein Handlungsfeld ist, das sich bereits früh mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt hat.
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Gesunde Böden sind eine wichtige Grundlage für eine gesunde Flora und Fauna sowie für eine ertragreiche Landwirtschaft – und damit die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln. Dazu dienen die Böden als wichtiger Kohlenstoffspeicher und sorgen für den Ab- und Umbau organischer Substanzen, die Umwandlung von Stoffen, die Mobilisierung von Nährstoffen sowie die Regulierung des Wasser- und Lufthaushaltes. Diese Funktionen können durch den Klimawandel stark beeinträchtigt werden. Mögliche Folgen sind unter anderem die Veränderung der Gehalte und Vorräte an organischer Bodensubstanz durch den Anstieg der Durchschnittstemperaturen. Auch Änderungen im Bodenwasserhaushalt durch Trockenperioden oder Bodenerosionen durch Starkregenereignisse spielen eine Rolle. Ebenso wie Auswirkungen auf die Biodiversität im Boden aufgrund des Wandels der Struktur, sowie des Stoff- und Wasserhaushalts.
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Ein großer Teil der Tiere und Pflanzen in Nordrhein-Westfalen leidet unter den Folgen des Klimawandels. Eine Studie des NRW-Umweltministeriums zeigt: Mehr als ein Viertel der untersuchten rund 1.200 Tierarten, jede Achte der rund 1.900 betrachteten Pflanzenarten und 18 der 48 untersuchten Lebensräume (38%) haben bereits negativ auf die Klimaerwärmung reagiert - oder werden voraussichtlich in Zukunft darunter leiden.
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Die zu erwartenden höheren Temperaturen werden direkte und indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben – etwa bei den häufiger auftretenden Hitzewellen. Die Symptome reichen dann von der harmlosen Schlappheit bis zu ernstzunehmenden Hitzeschlägen. Durch Hitzeperioden ist insbesondere das Herz-Kreislauf-System belastet. Erste Studien belegen vermehrte Herzinfarkte/Schlaganfälle im Zusammenhang mit Hitzeperioden. Besonders gefährdet sind kreislaufsensible Personengruppen, ältere und kranke Menschen mit relativ geringer Hitzetoleranz. In ländlichen Regionen werden die Zeckenpopulationen und damit die von ihnen übertragenen Krankheiten zunehmen. Die verstärkte Verbreitung von Organismen, die starke allergische Reaktionen auslösen können, wie etwa die Ambrosiapflanze oder der Eichenprozessionsspinner, ist ebenfalls bereits zu beobachten.
In den Verdichtungsräumen Nordrhein-Westfalens muss künftig nicht nur für ausreichende Kühlung in und außerhalb der Gebäude gesorgt werden, auch die Sensibilisierung des medizinischen Personals für Symptome bei Hitzestress und Dehydrierung sowie die Entwicklung von Versorgungsplänen ist vonnöten. Grüne Infrastruktur beispielsweise hat positive Wirkung auf die menschliche Gesundheit, da sie Schatten spendet und für Verdunstungskühle sorgt.
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Der Klimawandel und seine konkreten Folgen sind heute noch nicht ausreichend im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, beziehungsweise werden viele Ereignisse nicht mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Gemäß dem Klimaanpassungsgesetz NRW (KlAnG NRW) sollen das Verständnis und die Motivation der Bevölkerung für Klimaanpassungsmaßnahmen durch Bildung, Ausbildung, Information und Beratung gesteigert werden. Aufgabe im Querschnittsbereich „Information, Bildung, Netzwerke“ ist es daher, die Information, die Sensibilisierung und die Qualifizierung der Menschen zur Anpassung an die Klimafolgen zu bündeln und hierbei die Zusammenarbeit von Bildungsträgern und anderen Transfereinrichtungen zu stärken. Dazu müssen Wissensgrundlagen verbessert und Instrumente und Methoden zum Wissenstransfer entwickelt und umgesetzt werden. Unter anderem gilt es in diesem Zusammenhang, Beratungsangebote für Bürgerinnen und Bürger bereit zu stellen sowie das Thema Klimafolgenanpassung in die schulische Bildung und in die berufliche Aus- und Fortbildung zu integrieren.
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Das Handlungsfeld Stadtentwicklung und kommunale Planung ist ein Querschnittsthema, das durch seine Maßnahmen in verschiedene andere Handlungsfelder hineinwirken kann, wie beispielsweise Menschliche Gesundheit, Bauen und Wohnen oder Biodiversität und Naturschutz. Da gerade mit der Stadtentwicklung und kommunalen Planung oft Weichen für die nächsten Jahrzehnte und darüber hinaus geschaffen werden, müssen im Sinne einer vorausschauenden Planung bereits heute die Auswirkungen des Klimawandels, wie etwa die zunehmende Wärmebelastung und Starkniederschläge, berücksichtigt werden. Ziel der Stadtentwicklung und Stadtplanung muss es sein, die Lebensqualität der Einwohner NRWs sowohl in der Stadt als auch auf dem Land für die Zukunft attraktiv und lebenswert zu erhalten.
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Auch der Verkehrssektor in Nordrhein-Westfalen ist einer Vielzahl von neuen Herausforderungen durch den Klimawandel ausgesetzt. Häufiger auftretende und stärkere Stürme können zum Beispiel direkt oder durch umgeworfene Bäume Straßen, Gleise und Stromleitungen schädigen. Vermehrte Niederschläge verringern die Sicherheit im Verkehr durch schlechte Sichtverhältnisse, nasse Fahrbahnen und vollgelaufene Unterführungen. Hangrutschungen und Unterspülungen können zu Beschädigungen von Straßen- und Bahntrassenabschnitten führen. Auch durch Hitzewellen in den Sommermonaten können Schäden an Straßen und Infrastruktureinrichtungen entstehen. Auf Trockenperioden folgen oft Niedrigwasserstände. Tiefgang und Ladefähigkeit der Schiffe sind dann begrenzt. Bei milderen Wintern werden hingegen möglicherweise Unfallgefahren aufgrund von Schnee- und Eisglätte abnehmen.
Generell führen die Klimaveränderungen zu einer tendenziell stärkeren Abnutzung und Beschädigungen von Fahrzeugen und Verkehrseinrichtungen. Dies hat verkürzte Lebensdauern, erhöhte Instandhaltungskosten und Ersatzinvestitionen zur Folge. Gleichzeitig verbinden sich hiermit neue technologische Herausforderungen wie hitzebeständige Straßenbeläge und die energieeffiziente Klimatisierung der Fahrzeuge. Infrastrukturschäden und zusätzliche Belastungen wirken sich auch auf die Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und den Komfort im Betrieb sowie auf die Logistik bei Lieferketten aus.
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Mit über 40 Millionen Übernachtungen pro Jahr, rund 500.000 direkt oder indirekt Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von über 22 Milliarden Euro ist die Tourismus-Branche eine tragende Säule der nordrhein-westfälischen Wirtschaft. Die Folgen des Klimawandels für die bergigen Regionen sind im Winter bereits massiv: Der große Rückgang der Schneefälle hat den Skitourismus längst hart getroffen. Dagegen ist allerdings im Sommer und Herbst durch die Zunahme der warmen Tage mit besseren Umständen für Wanderer und Mountainbiker zu rechnen.
Schon heute verfügt allein das Sauerland über zahlreiche Beschneiungsmaschinen, die allerdings den Rückgang der Schneemenge nur vorübergehend werden kompensieren können. Für die Zukunft sollten die Mittelgebirgsregionen daher neue touristische Ganzjahresangebote entwickeln, um die Klimaabhängigkeit zu verringern. Vor allem Gesundheits-, Event- und Erlebnisangebote haben großes Potenzial.
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