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Klimaanpassung in NRW

Klimaanpassung in NRW

Auch Nordrhein-Westfalen ist vom Klimawandel betroffen. Neben dem Klimaschutz kommt deshalb der Anpassung an die Folgen des Klimawandels eine besondere Bedeutung zu.

Anpassung an den Klimawandel in NRW

Die Erkenntnis, dass Klimaschutz und Klimaanpassung eine Einheit bilden, ist nicht nur international, sondern auch in NRW längst akzeptiert. Es reicht nicht mehr, die Ursachen zu bekämpfen, auch die Symptome müssen behandelt werden. Die Auswirkungen des Klimawandels unterscheiden sich in ihrer Art und Weise und in ihrem Ausmaß von Region zu Region. Anpassungsmaßnahmen müssen deshalb auf lokaler und regionaler Ebene getroffen und handlungsfeldspezifisch abgestimmt werden - damit stehen das Land und die Kommunen vor großen Herausforderungen.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung beschäftigt sich seit über 10 Jahren intensiv mit der Anpassung an den Klimawandel. Die im Jahre 2009 entwickelte Klimaanpassungsstrategie wurde 2015 im Klimaschutzplan NRW fortgesetzt. Die Landesregierung benennt im Klimaschutzplan in 16 Handlungsfeldern mehr als 60 Maßnahmen, mit denen sie den Folgen des Klimawandels begegnet. Zu den Handlungsfeldern zählen unter anderem Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz, Katastrophenschutz, Stadtentwicklung, Wald und Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe, menschliche Gesundheit und Tourismus.

Das im Juli 2021 vom Landtag Nordrhein-Westfalen verabschiedete, bundesweit erste Klimaanpassungsgesetz bietet den rechtlichen Rahmen des Klimaanpassungsprozesses in NRW. Mit dem Gesetz schreibt die Landesregierung das Ziel fest, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, Schäden zu minimieren und die Widerstandsfähigkeit zu steigern. Alle Träger öffentlicher Aufgaben sind fortan dazu verpflichtet, Klimafolgen und -anpassung bei allen Planungen und Entscheidungen zu berücksichtigen. Im Klimaanpassungsgesetz NRW ist unter anderem die Erstellung und Fortschreibung einer neuen Klimaanpassungsstrategie sowie die Einrichtung eines Beirates für Klimaanpassung festgeschrieben. Auf Grundlage des Klimaanpassungsgesetzes wird außerdem ein fortlaufendes, wissenschaftlich fundiertes Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring durchgeführt.

Unter Federführung des Umweltministeriums hat das Land Nordrhein-Westfalen im November 2021 den interdisziplinären „Beirat Klimaanpassung“, bestehend aus 22 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen, zur Begleitung und Abstimmung der Klimawandel-Vorsorge in den verschiedenen Sektoren einberufen. Eine neue Klimaanpassungsstrategie für NRW wird aktuell in einem ressortübergreifenden Prozess erarbeitet und soll im 2. Halbjahr 2024 veröffentlicht werden.

Ziel im Bereich Klimaanpassung ist es, Maßnahmen flächendeckend umzusetzen und die Strategie zur Klimaanpassung auf der Grundlage neu gewonnenen Wissens fortläufig zu überarbeiten. Gleichzeitig gilt es, Akteure der Klimaanpassung wie Kommunen, Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen bei ihren Aktivtäten bestmöglich zu unterstützen. Die Unterstützungsangebote reichen von der Datenbereitstellung über Information und Beratung bis zur Projektförderung sowie Struktur- und Netzwerkbildung.

Datenbereitstellung

Daten zur Klimaveränderung und zu deren Folgen sind für Akteurinnen und Akteure eine wichtige Wissens- und Entscheidungsgrundlage. Das LANUV ist in NRW erste Anlaufstelle, wenn es um Datenfragen zum Klimawandel geht. Seit Jahren werden dort – zum Teil auf Basis von Daten des Deutschen Wetterdienstes – Daten ermittelt, für NRW aufbereitet und regelmäßig aktualisiert. Dieses Wissen wird über Webanwendungen und Broschüren der Öffentlichkeit und damit allen interessierten Akteuren frei zur Verfügung gestellt. Der Klimaatlas NRW bündelt zentral die Informations- und Beratungsangebote des LANUV zu Klimawandel, Klimafolgen und Klimaanpassung.

  • Klimaatlas
    Im Klimaatlas NRW werden Grundlageninformationen zur klimatischen Entwicklung und mögliche Auswirkungen der zukünftigen Klimaentwicklung flächenhaft als Karten für NRW bereitgestellt. Der Klimaatlas NRW liefert eine historisch/geografische Einordnung klimatischer Veränderungen, sowie Planungsgrundlagen für Anpassungsmaßnahmen. Zurzeit sind in 13 Handlungsfeldern in der Kartenanwendung des Klimaatlas Kartendarstellungen zur Klimaentwicklung und Planungsgrundlagen zu finden. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Handlungsfelder „Temperatur“, „Niederschlag“, „Überflutungsschutz“ und „Planung und Bau“. 
  • Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring
    Das Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring zeigt die Auswirkungen des bereits beobachteten Klimawandels auf verschiedene Handlungsfelder und Umweltbereiche in NRW auf. Aktuell werden 79 Indikatoren in den 16 Handlungsfeldern der Klimaanpassung sowie den Bereichen Temperatur, Niederschlag, Sonnenschein und Wind dargestellt. Die meisten Indikatoren bilden den Zeitraum ab 1951 ab.
  • Waldinfo.NRW
    Das Internetportal bietet umfassende öffentliche Informationen zu den Wäldern in Nordrhein-Westfalen, ihren vielfältigen Funktionen und ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung. Dies beinhaltet in erster Linie digitale Karten zu verschiedenen Aspekten der Wälder, der Waldbewirtschaftung und der Nutzung der Wälder durch die Öffentlichkeit. Die Themenbereiche der verschiedenen Karten reichen von Waldbedeckung und Waldökologie über Waldbewirtschaftung und Waldnaturschutz bis zu Freizeitnutzung, Gefahrenabwehr und Forstverwaltung und eine wichtige Datengrundlage zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Durch die bereitgestellten Informationen soll insbesondere der private und kommunale Waldbesitz bei der Anpassung der Waldbewirtschaftung im Klimawandel und der Wiederbewaldung der derzeitigen Kalamitätsflächen unterstützt werden.

Information und Beratung

Um im Sinne der vorsorgenden Anpassung an die Folgen des Klimawandels aktiv zu werden und nachhaltig wirksame Entscheidungen zu treffen, bedarf es einer guten Wissensgrundlage zum Thema. Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann ich mehr dazu erfahren? Wo kann ich Fördermittel beantragen? Dies alles sind Fragen, auf die Akteurinnen und Akteure Antworten benötigen. Folgende Angebote hält das NRW-Umweltministerium hierzu bereit:

  • Kommunalberatung Klimafolgenanpassung NRW
    Seit Januar 2024 berät das LANUV NRW über das Fachzentrum Klimaanpassung, Klimaschutz, Wärme und Erneuerbare Energien Kommunen zur Klimaanpassung. Bei Fragen zum Einstieg in den Klimaanpassungsprozess, zur Umsetzung oder Finanzierung von Maßnahmen oder zur Bewusstseinsbildung rund um die Folgen des Klimawandels in NRW, steht ihnen das Kommunalberatungsteam des Fachzentrums „Klima“ zu Verfügung. Das Angebot unterteilt sich dabei in klassische Beratungsangebote, in eine Förderberatung gekoppelt mit einem Förder-Navigator („Förder-Navi“) und in Vernetzungsangebote. Das bereits im Jahr 2019 vom Umweltministerium NRW ins Leben gerufene Beratungsangebot soll Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen gezielt dabei unterstützen, in der Klimavorsorge aktiv zu werden bzw. diejenigen Kommunen stärken, die schon klimaaktiv sind und sich weiterentwickeln wollen.
  • Beratungsangebote der Verbraucherzentrale NRW für Bürgerinnen und Bürger
    Die Verbraucherzentrale NRW hält für das Thema Klimaanpassung einige interessante Angebote bereit: Sie bietet unter anderem Beratung zu Themen wie Regenwassernutzung und -versickerung sowie Hitzeschutz an und informiert zu den Themen Wetterextreme und Begrünung rund ums Haus. Darüber hinaus existieren diverse Bildungsangebote für Schulen rund um das Thema Klimawandel.
  • Fortbildungen des Bildungszentrums für die Ver- und Entsorgungswirtschaft (BEW)
    Das BEW bietet praxisorientierte Workshops und Seminare zum Thema Klimaanpassung an. Zielgruppe sind Akteurinnen und Akteure der Klimaanpassung, wie z.B. Kommunen und kommunale Betriebe, Stadtplanerinnen und Stadtplaner sowie Architektinnen und Architekten. Das MUNV bezuschusst die Seminare und unterstützt damit die Teilnahme kommunaler Akteurinnen und Akteure mittels reduzierter Teilnahmegebühren.
  • Seminare und Bildungsangebote der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)
    Die NUA bietet regelmäßig Workshops zum Klimawandel, zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz an und unterstützt die aktuellen Diskussionsprozesse im Land mit Fachtagungen.

Förderung

Auch die Förderung von Projekten und Maßnahmen kann für die Akteurinnen und Akteure einen wichtigen Anreiz oder die finanzielle Basis bilden, im Bereich Klimaanpassung aktiv zu werden. Mit dem Ziel, die Klimaanpassung langfristig in NRW zu verankern und die Auseinandersetzung mit dem Thema sowie die Umsetzung von Maßnahmen zu verstetigen, unterstützt das Ministerium gezielt Maßnahmen: von der Konzepterstellung bis hin zu konkreten Projekten.

  • EFRE-Aufruf „Klimaanpassung.Kommunen.NRW“
    Im Rahmen des Aufrufs „Klimaanpassung.Kommunen.NRW“ der EFRE-Förderperiode 2021-2027 fördert das Land NRW gemeinsam mit der Europäischen Union die Umsetzung investiver Klimaanpassungsmaßnahmen. Ziel ist, die Kommunen in Nordrhein-Westfalen auf die Klimakrise vorzubereiten und klimaresilienter zu machen.
  • Kommunales Starkregenrisikomanagement
    Auf Grundlage der „Förderrichtlinie Hochwasserrisikomanagement und Wasserrahmenrichtlinie“ sind verschiedene Maßnahmen zur Vorsorge gegenüber Starkregenereignissen förderfähig. Dazu zählen z.B. Starkregengefahrenkarten, Risikoanalysen und Handlungskonzepte.
  • Zukunftsfähige und nachhaltige Abwasserbeseitigung NRW
    Mit dem Förderbereich 2.3 der Richtlinie "Zukunftsfähige und nachhaltige Abwasserbeseitigung NRW" unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Bereich der Abwasserbeseitigung. Ziel ist es, durch Speicherung und Versickerung des anfallenden Niederschlagswassers den naturnahen lokalen Wasserhaushalt in Siedlungsgebieten zu stärken. Dazu werden Zuwendungen für die Abkopplung befestigter Flächen von der Mischkanalisation gewährt. 
  • Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft
    Aufgrund der Richtlinie „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ fördert das Land Nordrhein-Westfalen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel im Ruhrgebiet. Ziel ist es, durch die Abkopplung von befestigten Flächen von der Mischwasserkanalisation und eine möglichst naturnahe Regenwasserbewirtschaftung, die grün-blaue Infrastruktur im Ruhrgebiet als größtem Ballungsraum Deutschlands zu stärkenund auch die Hitzebelastung zu senken.

Alle Förderprogramme, die sich an Kommunen in NRW richten, sind im „Förder-Navi“ des LANUVs zu finden.

Strukturen- und Netzwerkbildung

Strukturen und Netzwerke ermöglichen es, vorhandenes Wissen zu teilen und gelebte Erfahrung auszutauschen. Damit können gerade in einem noch relativ jungen Handlungsbereich wie der Klimaanpassung die Verbreitung von Wissen beschleunigt und durch Interaktion Synergien geschaffen werden, die wichtige Impulse setzen können. Das Ministerium unterstützt daher die Struktur- und Netzwerkbildung im Bereich Klimafolgenanpassung.

  • Beirat Klimaanpassung NRW
    Auf Grundlage des im Juli 2021 verabschiedeten Klimaanpassungsgesetzes wurde im November 2021 der Beirat Klimaanpassung NRW als Gremium zur Begleitung der Anpassungspolitik in Nordrhein-Westfalen eingesetzt. Durch seine breite Zusammensetzung aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Bereiche sollen durch den Beirat die unterschiedlichen Erwartungen, Ansprüche und Bedarfe in die Gestaltung der Klimaanpassung einfließen und damit wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der zukünftigen Ausrichtung der Klimaanpassungspolitik Nordrhein-Westfalens setzen.
  • Netzwerk Klimaanpassung & Unternehmen.NRW
    Das Netzwerk Klimaanpassung & Unternehmen.NRW dient als zentrale Anlaufstelle zur Sensibilisierung, Vernetzung und Motivation für nordrhein-westfälische Unternehmen. Neben den Unternehmen, die sich bereits mit dem Thema der Anpassung an die Folgen des Klimawandels befassen oder dies zukünftig verstärkt tun wollen, stehen auch Unternehmen im Fokus, die Klimaanpassungsleistungen anbieten. Fortlaufend werden verschiedene Veranstaltungen ausgerichtet und Unterstützungs- und Informationsangebote sowie Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen.
Beirat Klimaanpassung NRW im Oktober 2022 zu Gast bei der NRW.Bank - Foto: MUNV

Beirat Klimaanpassung NRW im Oktober 2022 zu Gast bei der NRW.Bank - Foto: MUNV