Klimaentwicklung in NRW
Die Klimaentwicklung bis heute
Nordrhein-Westfalen zählt zu der warm-gemäßigten Regenklimazone mit mäßig warmen Sommern und milden Wintern. Allerdings lassen sich seit Messbeginn deutliche Veränderungen der klimatischen Situation feststellen. Klimaschwankungen gehören zum normalen Verlauf der Erdgeschichte und sind immer aufgetreten. Im Vergleich zu historischen Klimaschwankungen stellen die rasanten Veränderungen des Klimas seit Beginn der Industrialisierung jedoch eine Neuheit dar.
Die bisherige Klimaentwicklung in NRW lässt sich anhand von Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nachvollziehen: Für die Parameter Lufttemperatur sowie Niederschlagssummen reichen die Datenreihen für NRW bis ins Jahr 1881 zurück, für weitere Parameter gibt es teilweise nur kürzere Zeitreihen, wie z. B. für die Sonnenscheindauer. Der Klimawandel in NRW ist unter anderem an den Kennzahlen der Lufttemperatur und an den jährlichen Regenniederschlägen und ihrer Verteilung über die Jahreszeiten abzulesen.Die mittlere Jahresmitteltemperatur ist in NRW im Vergleich der Zeiträume 1881-1910 und 1991-2020 um 1,6 Grad Celsius angestiegen. Der Jahresniederschlag hat im selben Zeitraum um 62mm auf durchschnittlich 870mm im Zeitraum 1991-2020 zugenommen, am deutlichsten im Winter. Die Anzahl der Ereignisse von Niederschlagsextremen hat sich im Zeitraum 1961-2018 signifikant erhöht. Als Folge der steigenden Temperaturen ist die jährliche Anzahl der Eis- und Schneetage gesunken. Im Vergleich der Zeiträume 1891-1920 mit 1991-2020 gibt es fünf Eistage weniger pro Jahr. Einen noch drastischeren Rückgang gibt es bei der Anzahl der Schneetage am höchsten Berg Nordrhein-Westfalens, dem Kahlen Asten. Diese haben sich im Vergleich der Zeiträume 1951-1980 mit 1991-2020 um 25 Tage im Jahr reduziert.
Eine detaillierte Beschreibung der bisherigen Klimaentwicklung in NRW ist im Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring des LANUV dargestellt und im aktuellen Klimabericht des LANUV (Fachbericht 120) ausführlich beschrieben.
Weitere Informationen:
Klimasimulationen Klimaveränderungen in der Zukunft
Um Aussagen darüber treffen zu können, wie sich das Klima in der Zukunft verändert, werden realistische Simulationen erstellt. Dazu werden komplexe Klimamodelle errechnet, die physikalische Prozesse aus der Atmosphäre nachbilden. Anhand von Abschätzungen darüber, wie viel klimarelevante Gase in Zukunft produziert werden, gibt es unterschiedliche Ergebnisse. Diese werden Szenarien genannt. Die Klimaszenarien spiegeln Grundannahmen zu möglichen zukünftigen Entwicklungen (beispielsweise technischer Fortschritt, Grad der Globalisierung, Bevölkerungswachstum) wider, die sich auf das Klimasystem auswirken.
Geht man von einem moderaten Szenario (RCP 4,5 Szenario des UN-Weltklimarates IPCC) aus, kann für NRW von folgenden Entwicklungen ausgegangen werden:
- Die jährliche Durchschnittstemperatur steigt bezogen auf den Zeitraum 1971 - 2000 (9,3 °C):
- im Zeitraum 2021 - 2050 um 0,6 bis 1,6 °C
- im Zeitraum 2071 - 2100 um 1,3 bis 2,7 °C
- weitere Zunahme von Sommer- sowie heißen Tagen und Tropennächten
- weitere Abnahme von Frost- und Eistagen
- weitere Verlängerung der Vegetationsperiode
- Die Aussagen in Bezug auf den zu erwartenden Niederschlag sind weniger eindeutig.
- Es wird ein leichter Anstieg des jährlichen Niederschlags erwartet, im Zusammenspiel mit einer saisonalen Verschiebung, d. h. einer weiteren Zunahme der Niederschläge im Winter und Frühjahr.
- Dabei ist eine Zunahme von Starkniederschlägen wahrscheinlich.
Geht man, anders als im oben genannten Beispiel, von einem Klima-Szenario aus, das mit weniger Klimaschutz rechnet, zeigen die Projektionen eine Verstärkung der oben dargestellten klimatischen Änderungen, insbesondere für das Ende des Jahrhunderts (2071-2100).
Durch die sich ändernden klimatischen Rahmenbedingung muss insgesamt mit einer Zunahme von Extremereignissen gerechnet werden. Ein weiterer Einflussfaktor für das Auftreten langanhaltender Witterungssituationen, die zu Wetterextremen führen können, stellt der Jet Stream dar, ein wetterbestimmendes Starkwindband auf der Nordhalbkugel. Durch die Erwärmung der Atmosphäre schwächen sich die Temperaturgefälle zwischen Äquator und den Polen ab und es ändert sich die Luftzirkulation. Die durch den Klimawandel bedingte Abnahme der Temperaturdifferenz zwischen Subtropen und Pol führt zu einer Abschwächung des Jet Streams. In der Folge bilden sich sogenannte quasistationäre Wellen. Diese blockieren den sonst für unsere Breiten typischen Wechsel zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten. Je nachdem, ob dadurch ein Hoch- oder Tiefdruckgebiet über Wochen vorherrscht, kommt es zu anhaltender Trockenheit oder aber zu beständigen Regenfällen und Hochwasser.
Weitere Informationen:
Klimaatlas NRW Klimakarten online abrufen
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat am 9. November 2022 den neuen Klimaatlas NRW freigeschaltet. Im digitalen Klimaatlas sind ab sofort alle vorhandenen Kartenanwendungen, Datenreihen sowie Informations- und Planungswerkzeuge zum Klimawandel und zur Klimaanpassung in NRW in einem System zusammengefasst. Mit Kartendarstellungen werden die Folgen des Klimawandels für jede Region und Kommune in NRW auf einen Blick sichtbar. Ergänzt wird das Angebot durch Informationen zur Wirkung und Planungswerkzeugen für konkrete Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.
Neben einem einfachen Zugang für die interessierte Öffentlichkeit, bietet der neue Klimaatlas auch einen erweiterten "Profi"-Zugang an. Die Nutzung der Anwendung ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich und kostenfrei. Die Inhalte des Klimaatlas werden laufend erweitert und aktualisiert.
Neben dem Klimaatlas bietet das LANUV weitere Informationen und Anwendungen zu den Bereichen Klimafolgen und Klimaanpassung an.
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