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NRW im Dialog: Ein zweiter Nationalpark für Nordrhein-Westfalen
Fast 20 Jahre nach der erfolgreichen Gründung des Nationalparks Eifel gab die Landesregierung im Herbst 2023 den Startschuss für die Suche nach einem zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Nationalparke sind weltweit und in Deutschland eine Erfolgsgeschichte: Durch die Einrichtung eines Nationalparks wird der Natur ein Freiraum gegeben, in dem sie sich ihrer eigenen natürlichen Dynamik folgend frei und ungestört entwickeln darf. Gleichzeitig haben Nationalparke positive Effekte auf die Entwicklung und Beschäftigung im ländlichen Raum und sind Motor für einen nachhaltigen Naturtourismus. Sie sind sinnstiftend für viele Menschen und Einrichtungen in ihrer Umgebung und bieten großartige Möglichkeiten für wissenschaftliche Umweltbeobachtungen, Umweltbildung und Naturerleben. Bei der Suche nach einem geeigneten Gebiet für einen zweiten Nationalpark setzte die Landesregierung von Beginn an auf die Beteiligung und den Dialog mit den Menschen in den Regionen vor Ort.
Nationalparke Hotspots der biologischen Vielfalt
Vor dem Hintergrund des alarmierenden Rückgangs der biologischen Vielfalt haben Nationalparke weltweit eine herausragende Bedeutung beim Schutz von Arten und Lebensräumen. Der Artenverlust ist neben der Klimakrise die zweite große ökologische Bedrohung für uns und die Art und Weise, wie wir leben. Auch in Nordrhein-Westfalen ist die biologische Vielfalt gefährdet durch eine Vielzahl von Einflussfaktoren. Aktuelle Zahlen zeigen, dass 44,4 Prozent der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen auf der „Roten Liste“ gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben sind.
Die Ursachen des Artensterbens und des Verlustes biologischer Vielfalt sind der Klimawandel, eine zu intensive Flächen-Nutzung und die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume. Nationalparke sind die einzigen Schutzgebiete, die auf großer Fläche natürliche Dynamiken ermöglichen, und gleichzeitig dem Naturerleben, der Umweltbildung und Forschung dienen.
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Nationalparke als Wirtschaftsfaktor
Seit mehr als 20 Jahren zeigt der Nationalpark Eifel in Nordrhein-Westfalen, wie aktiver Naturschutz, sanfter Naturtourismus und Stärkung der regionalen Wirtschaft von einem solchen Großschutzgebiet profitieren. Der Nationalpark Eifel ist eine Erfolgsgeschichte und ein Aushängeschild für Nordrhein-Westfalen. Er ist ein wichtiges Herzstück des Naturschutzes, er bietet tolle Naturerlebnisse für die Menschen und gibt wertvolle Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.
Mit rund 1,38 Millionen Besuchen im Jahr 2022-2023 haben sich die Gästezahlen im Nationalpark Eifel seit der ersten Untersuchung im Jahr 2007 (450.000 Besuche) mehr als verdreifacht. Auch die durch Nationalpark-Gäste erwirtschafteten Bruttoumsätze in der Region zeigen einen starken Anstieg von rund 30 Millionen Euro (Studie 2014/2015) auf nun 76 Millionen Euro pro Jahr. Dies entspricht fast 1.350 Vollzeit-Arbeitsplätzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Studie der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität für Bodenkultur Wien über die sozio-ökonomischen Auswirkungen des Nationalparks Eifel.
Beteiligungsprozess zum zweiten Nationalpark Gemeinsam mit den Menschen vor Ort
Die Landesregierung setzte beim Prozess für die Suche nach einem zweiten Nationalpark auf den Dialog mit den Regionen vor Ort. Von Beginn an war klar: Das Ergebnis des Prozesses ist offen, Politik und Menschen vor Ort werden intensiv beteiligt. Seit dem Start im September 2023 hat der Findungsprozess eine breite Diskussion im ganzen Land angeregt und viele Menschen bewegt. Nie zuvor ist in so vielen Regionen gleichzeitig und so intensiv – ob z. B. in Informationsveranstaltungen, auf Exkursionen oder in Online-Dialogen – über eine Maßnahme des Naturschutzes gesprochen und diese aus vielfältigen Perspektiven beleuchtet worden.
Unterstützungsangebote der Landesregierung
Die Landesregierung hat den Findungsprozess durch eine Vielzahl regionaler Formate unterstützt – sowohl vor Ort als auch digital. Diskussionsveranstaltungen in den Regionen boten den Menschen vor Ort Raum für Austausch zum Thema Nationalpark. Zahlreiche Interessierte nahmen diese Angebote wahr. Das Land stellte hierzu Unterstützungsleistungen zur Organisation, Durchführung, Begleitung, Bewerbung und Nachbereitung der Veranstaltungen und Formate bereit.
Der bisherige Prozess zur Findung einer geeigneten Region zur Errichtung eines zweiten Nationalparks in NRW ist bisher ohne Ergebnis geblieben. Doch der Schutz des Naturerbes bleibt ein zentrales Ziel der Landesregierung, das wir weiter vorantreiben, gemeinsam mit den vielen engagierten Menschen im Land. Unsere biologische Vielfalt ist akut gefährdet. Deshalb arbeiten wir daran konsequent und überall in NRW weiter und möchten alle interessierten Akteure zur Zusammenarbeit ermutigen und unterstützen.
Videos: Antworten auf die häufigsten Fragen im Findungsprozess für einen zweiten Nationalpark in NRW
Gut zu wissen Erkenntnisgewinne & Fakten aus den regionalen Online-Dialogen
Die Online-Dialoge in den Regionen im Rahmen des Findungsprozesses haben aufgezeigt, welche Themen die Menschen vor Ort beschäftigen und welche Fragen sie rund um die mögliche Gründung eines Nationalparks in ihrer Region haben. Die Diskussionen haben einen hohen Bezug zu regionalen Besonderheiten, sodass die Antworten immer gemeinsam von Vertreterinnen und Vertretern aus der Region und des Umweltministeriums formuliert wurden. Gleichzeitig wird deutlich, dass viele der Fragen, auf die wir im Rahmen der regionalen Dialoge Antworten & Informationen bereitstellen können, auch für weitere potentielle Nationalparkregionen von Relevanz sind. Diese Erkenntnisse und wichtigen Informationen, die die Entscheidungsfindung in vielen Regionen in NRW betreffen können, haben wir hier zusammengestellt (PDF).
Dokumentation Online-Dialoge in den Regionen
Dokumentation des Online-Dialogs zur Egge (Kreis Lippe) (PDF)
Zentrale Fragen und Antworten aus dem Online-Dialog Egge (Kreis Lippe) (PDF)
Dokumentation des Online-Dialogs zum Reichswald (Kreis Kleve) (PDF)
Dokumentation des Online-Dialogs zum Rothaarkamm (NABU Kreisverbands Siegen-Wittgenstein e.V.; Dieter-Mennekes-Umweltstiftung) (PDF)